Vom kleinen Sohn nicht mehr gebraucht zu werden, hat auch seine guten Seiten. Ein "Unter uns" von KiZ-Redakteurin Elisabeth Leitner.
Ausgabe: 2016/04
26.01.2016 - Elisabeth Leitner
Nach einem langen Arbeitstag komme ich nach Hause. Ich freue mich auf ein kleines Plauscherl mit meinen beiden Männern. Schon im Stiegenhaus strömt mir der Duft von Selbstgebackenem entgegen. Kann das sein? Haben sich Vater und Sohn zu Höchstleistungen aufgeschwungen und Kuchen gebacken? Ein Blech Muffins erwartet mich – und mein Sohn sagt mit stolzgeschwellter Brust: „Mama, ich brauche dich nicht mehr!“ Ich schaue ihn verdutzt an, da erklärt er mir: „Wir können schon ganz alleine Kuchen backen!“ Gratuliere. Mit dieser neu erworbenen Kompetenz des männlichen Anteils in unserem Haushalt kann ich gut leben. Nicht gebraucht zu werden, kann auch seine guten Seiten haben. Sätze wie „Du bist unsere Putzfrau“ oder „Du bist meine Dienerin“ hab ich noch im Ohr. Daran muss ich noch arbeiten, da sind noch Kompetenzen abzugeben .... Sätze wie: „Du bist die beste Mama der Welt“ gehen natürlich runter wie Honig, noch dazu, wenn sie einfach so vor dem Einschlafen gesagt werden und keine Gegenleistung dafür erwartet wird. Um vier Uhr früh meinte der vierjährige Patient heute nach gemeinsam durchwachter Nacht: „Du bist brav, Mama!“ Danke – und jetzt wird geschlafen, mein Lieber. Denn ich brauche ... meinen Schlaf!