Opus Dei Mitglied H. P. Jeschke über das „Werk“ und die Aktivitäten in OÖ
Ausgabe: 2002/39, Escriva, Jeschke, Opus Dei, Werk Gottes
24.09.2002 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Bild: Der spanische Priester Josemaria Escrivá (links) hat 1928 das „Opus Dei“ (Werk Gottes) gegründet, eine katholische Vereinigung aus Laien und Priestern. Das „Werk“ zählt weltweit 80.000 Mitglieder – in Österreich etwa 350. Davon sind mehr als vierzig zölibatär lebende „Numerarier“ die übrigen verheiratete „Supernumerarier“. Das Werk kennt auch fördernde „Mitarbeiter“. Verbunden mit dem Opus Dei ist die „Priestergesellschaft vom heiligen Kreuz“ (Rund 25 Mitglieder in Österreich, einige davon in OÖ). Das Werk will die Mitglieder bei einer christlichen Lebensgestaltung im Alltag und im Beruf unterstützen. Josemaria Escrivá wird am 6. Oktober 2002 in Rom heilig gesprochen. Die kurze Zeit zwischen seinem Tod (1975) und der Heiligsprechung zeugt vom Einfluss des „Werks“ im Vatikan.
Josemaria Escrivá, der Gründer des „Opus Dei“, wird am 6. Oktober 2002 in Rom heiliggesprochen. Die KIZ sprach mit Hofrat DI Hans Peter Jeschke aus Linz über das Opus Dei in Oberösterreich. Er gehört dem Werk als verheiratetes Mitglied, als Supernumerarier, an.
Ein Schlüsselwort des Opus Dei ist die Heiligung des Alltags und der Arbeit ...
Jeschke: Normalerweise ist jeder von uns mit Arbeit bis über beide Ohren zugedeckt und man gerät in Gefahr, die übernatürliche Dimension zu vergessen – aus Erschöpfung oder weil man abgelenkt wurde. Da erinnert mich das Werk, dass wir alle berufen sind, Gott gerade in den alltäglichen Beschäftigungen zu suchen.
Diese Berufung zum Christsein – worin besteht sie für Sie?
Jeschke: Dass man Christus als Freund und Vorbild für sich entdeckt und für ihn Zeugnis gibt. Das wird erleichtert und ermöglicht durch das tägliche betrachtende Gebet, den täglichen Messbesuch und den Rosenkranz. Und nicht umgekehrt, dass man allfällige Restzeiten, die einem der Beruf lässt, irgendwie rasch mit religiösen Übungen anfüllt. Als Supernumerarier habe ich weitere Hilfen für mein Leben als Christ übernommen: Die regelmäßige Beichte, die Teilnahme an monatlichen Einkehrtagen und die religiöse und theologische Fortbildung.
Als Supernumerarier gehören sie zur Personalprälatur des Opus Dei mit eigenem Prälaten an der Spitze. Wem zahlen sie eigentlich Kirchenbeitrag?
Jeschke: Hinter dieser wohl scherzhaft gemeinten Frage steht die Frage nach dem Verhältnis zur Diözese. Ich zahle natürlich an die Diözese Linz. Das Werk ist keine Exklusiv-Partie. Wir sind, was die normale christliche Existenz betrifft, dem Diözesanbischof Maximilian Aichern unterstellt, der das Opus Dei mehrmals ausdrücklich gewürdigt hat. Nur die Begleitung in der Spiritualität obliegt dem Opus Dei.
Ich selber war auch Pfarrgemeinderat in Linz-Christkönig, halte mit Freunden Familienkurse in Pfarren der Diözese und bin im Alten Dom Ministrant – ich denke mit 192 cm einer der längsten.
Welche Aktivitäten setzt „das Werk“ in Oberösterreich?
Jeschke: Das Werk veranstaltet in Linz Einkehrtage und monatlich Bildungsveranstaltungen. Jedermann ist dazu in unser Zentrum in der Beethovenstraße (Linz) herzlich eingeladen. Als Themen in den vergangenen Monaten behandelten wir die spirituelle Dimension des Alltagslebens und die Heiligung der Familie.
Hat das Werk für Linz Pläne, zum Beispiel die Gründung eines Studentenheims?
Jeschke: Das Werk hat im Geist der Armut überhaupt keinen Besitz. Studentenheime, Bildungshäuser – diese Dinge sind einer jeweiligen nach dem Vereinsgesetz konstituierten Gruppe anvertraut, wo Mitglieder des Werkes und Freunde inkludiert sind. Die führen diese Einrichtungen. Aber die geistliche Betreuung ist Priestern des Opus Dei anvertraut. So ist es auch mit unserem Kulturzentrum „Römerberg“ in der Beethovenstraße, das wir im Vorjahr eröffnet haben. Dort wohnt auch ein Opus-Dei-Priester während mehrere Tage in der Woche, der für alle Interessenten in Oberösterreich zur Verfügung steht.
Ein weiteres Schlüsselwort des Opus Dei heißt „Apostolat“ ...
Jeschke: Das ergibt sich aus dem Alltag und unserer Beziehung zu Gott. Mission ist das Ausatmen eines Christen, der überzeugt ist, dass der Dekalog, die christliche Soziallehre, ein Gebetsleben der Stil ist, wie man in der Welt glücklich leben und den anderen dabei helfen kann. Das sage ich laut. Und der andere hat die Möglichkeit es aufzunehmen.
Interview: Josef Wallner
Hofrat DI Hans Peter Jeschke, 1945 in Bad Hall geboren, ist seit Kindheit durch seine Familie und durch Freunde in Kontakt mit dem Opus Dei. Auch seine Frau ist Mitglied des Opus Dei. Das Paar lebt in Linz-Urfahr und hat sechs Kinder. DI Jeschke ist im Bereich der ökologischen Planung und im Schutz des Kulturellen Erbes tätig.
ZUR SACHE
Opus Dei in OÖ
In Oberösterreich gehören 25 Männer und Frauen als Supernumerarier dem Werk an, zum Interessentenkreis zählen rund 200 Menschen. Das Opus Dei plant in absehbarer Zeit auch nach Linz eine Gruppe unverheirateter Numerarier zu schicken. Mit dem Kulturzentrum „Römerberg“ wurden dafür die Voraussetzungen bereits geschaffen.
Pro und contra
In dem soeben erschienen Buch Josemaria Escrivá, Profile einer Gründergestalt, Köln 2002, E 30,-, gehen 30 Autoren und Autorinnen (unter ihnen Kardinäle, Künstler, Politiker) den Wirkungen und der Tragweite jener scheinbar so simplen Kernidee Escrivás von der Heiligung der Welt durchpersönliche Heiligkeit im Alltag nach. Informationen auch: www.opusdei.at
Eine andere Neuerscheinung setzt sich kritisch mit dem Opus Dei auseinander. Eine Jugend im Opus Dei. Ein Erfahrungsbericht von Michael Lehner, Berlin 2002, E 10,30. Der Autor verließ nach 7 Jahren 24jährig das Opus Dei und gibt einen detaillierten Einblick in den Alltag: (Tagesablauf, Bußübungen) – aufgrund seiner Trennung kritisch, aber fair.