Nun hat der Papst auch den Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche getroffen. Das ist wunderbar. Doch bei der jahrhundertelangen Trennung und angesichts der Tatsache, dass ein Treffen mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel schon vor 52 Jahren möglich war, bleibt eine Beobachtung wahr: Die Fortschritte in der Ökumene - egal ob mit der Orthodoxie oder mit den Kirchen der Reformation - entwickeln sich meist nur sehr langsam. Die Gründe dafür sind vielfältig, vor allem sind die Fragen zum Teil verschieden: Im Dialog mit den Kirchen der Reformation steht das Amts- und Kirchenverständnis im Mittelpunkt der Gespräche, im Dialog mit der Orthodoxie sind es eher kirchenpolitische und strukturelle Fragen. Doch so wichtig diese Themen auch sind: Die Gläubigen erwarten zu Recht konkrete Fortschritte, welche das gemeinsame Christentum spürbar machen - bei uns vor allem mit den evangelischen Kirchen.
Die Haltung des Vatikan lautet kurz gesagt, dass es eine Kirchengemeinschaft geben muss, bevor man sich am Tisch des Herrn trifft. Die Kirchen der Reformation sehen das anders und streben vorher das gemeinsame Abendmahl an. Seien wir ehrlich: Nicht wenige Katholiken werden eher zur Haltung der evangelischen Kirchen neigen, manche schlagen "inoffizielle" Wege ein. Umso wichtiger ist es, mit Hochdruck an einer gemeinsamen, offiziellen Lösung zu arbeiten.