Hofburg-Kandidaten stellen sich kritischen Schülerfragen
Das Linzer Stiftergymnasium hat die Hofburg-Kandidaten zur Schuldiskussion eingeladen. Alexander Van der Bellen und Rudolf Hundstorfer sprachen über Gott, Drogen und eine Angelobung H. C. Straches.
Ausgabe: 2016/07, Hundstorfer, Van der Bellen, Stiftergymnasium, Martin Bernhard, Lea Hinterhölzl
16.02.2016 - Paul Stütz
Politische Bildung ganz praxisnah: Die umtriebige Schülervertretung des Stiftergymnasiums hat es probiert und die Bundespräsidentenkandidat/innen zu einer Schuldiskussion nach Linz eingeladen. Der Einsatz wurde belohnt. Prompt sagten Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und SP-Kandidat Rudolf Hundstorfer zu. Zu Beginn ihres Auftritts vor fast 500 Jugendlichen des Oberstufenrealgymnasiums und zahlreichen Medienvertretern werden die Politiker mit einer schulinternen Umfrage konfrontiert. Das Ergebnis unter 250 befragten Schüler/innen: 62,7 Prozent würden den ehemaligen Grünen-Frontmann wählen. Der Ex-Sozialminister kommt auf 9,1 Prozent. „Sie haben noch viel Potenzial“, sagt Schulsprecher Martin Bernard höflich diplomatisch. Hundstorfer nimmt es locker: „Ich habe mir schon gedacht, dass Van der Bellen vorne liegen wird. Über die Stimmen, die Andreas Khol (12,7 Prozent) mehr hat, reden wir noch“, schmunzelt er. Die relative Jugendlichkeit Norbert Hofers ist im katholischen Privatgymnasium jedenfalls kein Trumpf. Der 44-jährige FPÖ-Kandidat ist mit 0,7 Prozent weit abgeschlagen. Schulsprecher Bernard kommentiert trocken: „Unsere Schule ist eher links.“
„Albtraum“ Donald Trump
Große Kontroversen bleiben dann bei der Diskussion weitgehend aus. Die Gemeinsamkeiten: Van der Bellen und Hundstorfer wollen in der Außenpolitik auf mehr statt weniger Europa setzen. Beide fürchten sich zudem vor einem möglichen US-Präsidenten Donald Trump (Hundstorfer: „Eine Bedrohung“, Van der Bellen: „Ein Albtraum“). Und sie glauben – wenig überraschend –, dass sie für die Hofburg nicht zu alt sind. Obendrein können beide auf eine Vorgeschichte als Klassensprecher verweisen. Die wesentlichen Unterschiede: Rudolf Hundstorfer verteidigt die Flüchtlingsobergrenzen als wichtiges Signal, während Van der Bellen Obergrenzen für verfassungswidrig hält. Eine Angelobung des FPÖ-Obmanns H. C. Strache als Bundeskanzler schließt Hundstorfer nicht kategorisch aus. Ganz anders Van der Bellen: „Ich werde alles tun, um Strache in der Regierung zu verhindern. Alles, was im Rahmen der Verfassung möglich ist.“ Nachsatz: „Was ist dann, wenn die Österreicher Strache wählen, weil der Van der Bellen es dann eh richten wird?“ Das verursache ihm schlaflose Nächte. Es ist das erste Mal, dass im Saal lautstarker Applaus einsetzt.
„Neoliberale“ Ansichten
Dennoch gibt es gegenüber den Präsidentenkandidaten nicht nur Schongang. Die 15-jährige Schülerin Lena Hinterhölzl richtet ihre Kritik vor Publikum an Hundstorfer, weil der sich gegen die Aufnahme von Wirtschaftsflüchtlingen in Österreich ausspricht. „Wenn jemand überhaupt keine Chance auf Arbeit hat, dann ist das auch ein Grund zu flüchten“, betont sie. Hundstorfer stellt daraufhin erneut fest, dass er nur für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen ist. Dem Schüler Valentin Winkler, engagiert bei den jungen Grünen Linz, stoßen dagegen Van der Bellens „neoliberale“ Ansichten sauer auf. Konkret geht es um die Befürwortung des Freihandelsabkommens TTIP zwischen Europa und den USA. Van der Bellen verteidigt seine pragmatische Haltung pro Freihandel: „Politik ist mehr als ein Seminar über die gute Welt.“ Gleichzeitig betont er: „Natürlich bin ich dafür, dass unsere Bio-Standards eingehalten werden.“
Word-Rap
Ein paar lockere Schüler-Fragen beantworteten Van der Bellen und Hundstorfer am Schluss der Diskussion.
Was tun Sie mit einem freien Tag? Hundstorfer: Länger schlafen, den Tag auf der Couch verbringen. Van der Bellen: Nix.
Lieblingsmusik? Hundstorfer und Van der Bellen ziemlich einig: Jazz.
Nehmen Sie Richard Lugner als Konkurrenten ernst? Hundstorfer: Nein, Lugner investiert halt sein Werbebudget statt in Inserate in den Wahlkampf, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Van der Bellen: Ich freue mich, dass er antritt, mir tut er jedenfalls nicht weh.
Haben Sie schon einmal Drogen genommen? Hundstorfer: Nein, noch nie. Van der Bellen: Ich kann mich vage erinnern, dass mir beim Studium in Oslo ein Kollege etwas zu rauchen gegeben hat. Ich weiß nicht genau was, jedenfalls hatte ich so schlimme Albträume, dass ich das nie wieder gemacht habe.
Glauben Sie an Gott? Hundstorfer und Van der Bellen wieder sehr einig und eindeutig: Nein.