In der Eucharistie werden Tod und Auferstehung Jesu lebendig
Ausgabe: 2003/17, Eucharistie, Tod, Auferstehung, Jesus
22.04.2003 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
In sechs Kapiteln legt die 14. Enzyklika von Papst Johannes Paul II. die Bedeutung der Eucharistie für die Kirche dar. Er schreibt darin:
„Jesus, der Herr, in der Nacht, da er ausgeliefert wurde“ (1 Kor 11,23) hat das eucharistische Opfer seines Leibes und seines Blutes gestiftet. Die Worte des heiligen Apostels Paulus führen uns zu den dramatischen Umständen zurück, in denen die Eucharistie entstanden ist. In sie ist das Leiden und Sterben des Herrn unauslöschlich eingeschrieben. Sie ist nicht nur ein In-Erinnerung-Rufen, sondern die sakramentale Wieder-Vergegenwärtigung dieses Geschehens. Sie ist das Kreuzesopfer, das durch die Jahrhunderte fortdauert. Gut drücken diese Wahrheit die Worte aus: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir!Die Kirche hat die Eucharistie von Christus nicht als irgendeine Gabe erhalten, kostbar unter vielen anderen, sondern als die Gabe schlechthin, da es die Gabe seiner selbst ist, seiner Person, seiner heiligen Menschheit, und auch seines Erlösungswerkes. Dieses beschränkt sich nicht auf die Vergangenheit, denn alles, was Christus ist, alles was er für alle Menschen getan und gelitten hat, nimmt an der Ewigkeit Gottes teil, steht somit über allen Zeiten und wird in ihnen gegenwärtig.
Die Liebe Jesu
Wenn die Kirche die heilige Eucharistie, das Gedenken des Todes und der Auferstehung ihres Herrn, feiert, wird dieses zentrale Geheimnis des Heils wirklich gegenwärtig gesetzt und es „vollzieht sich das Werk unserer Erlösung“. Dieses Opfer ist für die Erlösung des Menschengeschlechts so entscheidend, dass Jesus Christus es erfüllt hat und erst dann zum Vater zurückgekehrt ist, nachdem er uns das Mittel hinterlassen hat, daran teilzunehmen, als ob wir dabei anwesend gewesen wären. Wahrhaftig, in der Eucharistie zeigt Jesus uns eine Liebe, die bis „zur Vollendung“ (Joh 13, 1) geht, eine Liebe, die kein Maß kennt.Die Messe macht das Opfer des Kreuzes gegenwärtig, sie fügt ihm nichts hinzu und vervielfältigt es auch nicht. Das, was sich wiederholt, ist die gedenkende Feier, seine „gedenkende Darstellung“, durch die das einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird. Die Natur des Opfers des eucharistischen Geheimnisses kann deswegen nicht als etwas in sich selbst Stehendes verstanden werden, unabhängig vom Kreuz oder nur in einem indirekten Bezug zum Opfer von Golgotha. Das Opfer Christi und des Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer.
Ein wahres Mahl
Das eucharistische Opfer ist in sich auf die innige Gemeinschaft von uns Gläubigen mit Christus mittels der Kommunion ausgerichtet. Wir empfangen ihn selbst, der sich für uns hingegeben hat „zur Vergebung der Sünden“. Erinnern wir uns an seine Worte: Wie mich der lebendige Vater gesandt hat, und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben (Joh 6, 57). Es ist Jesus selbst, der uns versichert, dass eine derartige Vereinigung sich wahrhaftig verwirklicht. Die Eucharistie ist ein wahres Mahl, in dem sich Christus als Nahrung darbietet. Es handelt sich nicht um eine metaphorische Nahrung: „Mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut wirklich ein Trank“ (Joh 6, 55).
Den Wortlaut der Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“ finden Sie auf der Homepage der Kirchenzeitung: www.kirchenzeitung.at
Reaktionen zur Enzyklika
Zur Sache
Papst Johannes Paul hält in seiner neuen Enzyklika die Abendmahlgemeinschaft von Katholiken mit Christen anderer Konfessionen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht für möglich. Kardinal Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sieht darin keine Zurücknahme des ökumenischen Engagements der katholischen Kirche. Vielmehr betone der Papst gerade aus Schmerz über diese Trennung am Tisch des Herrn die Notwendigkeit eines verstärkten Engagements für die Einheit. Lehmann weist darauf hin, dass besonders mit den reformatorischen Kirchen in den Fragen des Amts- und Eucharistieverständnisses noch „große Hürden“ überwunden werden müssten. Eine vorsichtige Öffnung für Einzelfälle sieht der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, in der Enzyklika. Sie sei ein Lehrschreiben für katholische Christen, biete aber für Einzelfälle in der Ökumene aber auch „pastoral kluge“ Lösungen an. So dürfen zur Erfüllung eines „schwerwiegenden geistlichen Bedürfnisses“ auch Christen anderer Konfessionen zur Eucharistie zugelassen werden. Ob der Papst hier die Situation konfessionsverbundener Paare vor Augen hatte, sagte Kasper nicht.
Die evangelische Kirche in Deutschland spricht von einer pointiert katholischen Abendmahlstheologie und einem ökumenischen Stillstand. Der evangelische Oberkirchenrat Michael Bünker (Wien) meint, die Enzyklika stelle den evangelisch-katholischen Dialog zur Eucharistie in Frage. Superintendent Paul Weiland (NÖ) zeigt sich enttäuscht, weil die Enzyklika nichts Neues bringe und damit die Fortschritte der Ökumene nicht aufgreife.