Ausgabe: 2003/17, Hunger, Zukunft, Hoffnung, Regierung, Arbeit
22.04.2003
- Hans Baumgartner
Gemeinsam mit drei Männern hat Irene Winkler am 4. April einen Hungerstreik gegen die Atompolitik der Regierung begonnen. Am 10. Tag ist sie zusammengebrochen. Aufgeben will sie trotzdem nicht. „Ihr seid das Salz der Erde.“ Die Freistädter Schneiderin und zweifache Mutter Irene Winkler (39) fühlt sich von diesem Wort Jesu persönlich angesprochen. Das gilt nicht nur für ihren langjährigen Einsatz in der Pfarre, sondern auch für ihr Eintreten gegen die Gefahren der Atomenergie. „Sogar Kinder wissen heute schon, dass das etwas höchst Problematisches ist. Nur die Politiker und die Energiebosse tun so, als ob Mensch und Technik unfehlbar wären. Das ist ein Umgang mit der Schöpfung Gottes, den ich nicht hinnehmen kann“, sagt Irene Winkler. Seit über zehn Jahren ist sie bei den „Müttern gegen Atomgefahr“ in Freistadt aktiv. Damals ist mein Sohn David gerade ein Jahr alt gewesen und mir wurde bewusst, dass die Atomenergie auch seine Zukunft bedroht. Dass sie sich am Hungerstreik beteiligte, damit die Regierung endlich ihre Versprechen erfüllt, sei ihr nicht leicht gefallen. Die Arbeit, die Kinder zu Hause und die kommende Belastung ließen sie zögern. Erst als ihr elfeinhalbjähriger Sohn sagte. „Mama, du musst nach Wien fahren“, fiel ihr Entschluss. Während des Hungerns vor dem Ballhausplatz ist sie immer wieder nach Hause gefahren. Zusätzliche Strapazen, die ihr Körper dann nicht mehr mitmachte. Trotz tiefer Enttäuschung, dass die Regierung nicht einmal zum Gespräch bereit war, gibt sie nicht auf. „Ich habe immer die Hoffnung, dass die Menschen dazulernen“, meint Irene Winkler.