Bundeskanzler Werner Faymann ist nun, doch überraschend, zurückgetreten. Kommentar von Susanne Huber.
Ausgabe: 2016/19, Rücktritt, Faymann, Kommentar
10.05.2016 - Susanne Huber
Er habe die Konsequenzen gezogen wegen zu geringem Rückhalt in der Partei, so der SPÖ-Chef. „Dieses Land braucht einen Bundeskanzler, wo die Partei voll hinter ihm steht. Es braucht einen Neustart mit Kraft zur Bewältigung dieser Aufgabe. Wer diesen Rückhalt nicht hat, kann diese Aufgabe nicht leisten“, sagt Faymann. Aber nicht nur in der eigenen Partei war er für viele nicht mehr tragbar, auch in der Bevölkerung.
Es fehlt an Wählerstimmen, welche die SPÖ zum Großteil an die FPÖ verloren hat. Die Nähe zur Bevölkerung scheint abhanden gekommen zu sein. Und das seit Jahrzehnten. Die große „versteinerte Koalition“ SPÖ-ÖVP hat sich nicht mehr bewegt. Notwendige Veränderungen und Weiterentwicklungen wurden leider verschlafen. Ob in den Bereichen Bildung, Soziales oder Arbeitsmarkt. In Folge fühlten und fühlen sich die Menschen in ihren Interessen, Sorgen, Ängsten und Verunsicherungen zu wenig ernst genommen. Das löst Proteste aus, wie die Wahlen immer wieder gezeigt haben. Doch die Proteste hätten natürlich auch anders aussehen können. Und dieser Trend macht vielen ebenso Kopfzerbrechen. Die Frage ist nun, wie es weitergeht, wer folgt Werner Faymann nach, wie wirkt sich sein Rücktritt auf Österreichs Politik aus. Als mögliche Nachfolger sind der RTL-Chef Gerhard Zeiler, der ÖBB-Chef Christian Kern und Burgenlands Landeshauptmann Hand Niessl im Gespräch. Faymann hat sich immer gegen eine Öffnung in Richtung FPÖ ausgesprochen. Viele befürchten künftig einen Ruck nach rechts und eine Verschärfung in der Flüchtlingspolitik. Das wäre fatal.