Ein Vorfall an der Bundeshandelsakademie in Schärding sorgt für Munition in einer aufgeheizten Stimmung gegen Flüchtlinge. Schüler setzen dagegen Zeichen der Solidarität.
Seit Dezember 2015 wird an der Schärdinger Handelsakademie eine Klasse für Flüchtlinge im Alter von 15 bis 19 Jahren aus Syrien, Afghanistan, Irak, Pakistan und Nigeria geführt. Sie ist einer von etwa 30 Lehrgängen in Österreich. Seit März gibt es einen zweiten, weil der Bedarf an Ausbildungsplätzen im Bezirk Schärding so groß ist.
Vorfall
Vor einigen Tagen hat ein erboster Vater einer afghanischen Schülerin der Handelsakademie einen nigerianischen Mitschüler geschlagen. Er hätte angeblich seine Tochter ständig angestarrt. Die Schulleitung hat beide suspendiert und den Vorfall bei der Polizei angezeigt. Die 2. Klassen der Bundeshandelsakademie wollten nach dem Vorfall ihre Solidarität in den Übergangsklassen bekunden. Seit einiger Zeit arbeiten sie gemeinsam an einem Projekt, wie man die Sorgen und Ängste gegenüber Menschen aus fremden Kulturen abbauen und die Zuversicht stärken kann. Die Frage ist: „Wie kann ich untereinander Vertrauen schaffen?“ Ein erster Schritt dazu ist, so sind die Schüler/innen überzeugt, eine absichtslose und wertfreie Begegnung.
Kennenlernen
Bei einem ersten Gespräch haben die Schüler/innen, die durch Flucht nach Österreich gekommen sind, von ihrem Herkunftsland, von ihrer Kultur, von den Strapazen der Flucht und von ihren Träumen gesprochen. Die Verständigung gelang sehr gut, viele sprechen schon ganz gut Deutsch. Für das weitere Treffen haben die 2. Klassen Stationen zum Thema „Kultur im Innviertel“ vorbereitet. „Was macht unsere kulturelle Identität aus? Welche Bräuche, welche Werte und auch welche Haltungen sind uns wichtig?“ – Es wurde deutlich, dass es in vielen Werten und Haltungen Gemeinsamkeiten gibt, auf die man aufbauen kann.
Fortsetzen
Für die Schüler/innen ist klar: Ein einzelner Vorfall darf dieses einzigartige Bildungs- und Integrationsprojekt nicht gefährden!