In Walding wurden Flüchtlinge vorbildlich aufgenommen
Ausgabe: 2004/44, Asyl, Walding, Flüchtlinge, Eidenberger, Kinder, Familie
28.10.2004 - Ernst Gansinger
26 Kinder (elf Familien) warten im Waldinger Caritashaus OASIS auf den Ausgang des Asylverfahrens.
„Es würde mir weh tun, wenn wir in einem 8-Millionen- Land nicht 30.000 Flüchtlinge integrieren können“, sagte jüngst Bundeskanzler Schüssel. Die Gemeinde Walding zeigt, was getan werden kann.
Der Bus, der am 5. Mai 2004 beim Caritas-Haus „Oasis“ in Rottenegg in der Mühlviertler Gemeinde Walding ankam, brachte 47 ängstliche Flüchtlinge – 42 Tschetschenen und 5 mongolische Staatsbürger. Sie kamen aus der Erstaufnahmestelle Thalham bei St. Georgen i. A., hatten an diesem Tag nicht einmal ein Frühstück bekommen und niemand sagte ihnen, wohin die Fahrt geht. Diese Erfahrungen, gepaart mit der verbreiteten Skepsis der österreichischen Bevölkerung Asylwerbern gegenüber, wären eigentlich kein guter Start für Integration.Die Waldinger wurden gut vorbereitet. Caritas-Leute wurden im Gemeinderat angehört. Der Bürgermeister, SP-Landtagsabgeordneter Josef Eidenberger, schrieb einen Willkommensbrief, ersuchte die Bevölkerung um gute Aufnahme (siehe linke Spalte). Vom ersten Tag an ist dann Beispielhaftes möglich geworden. Dem Caritas-Team vor Ort mit Barbara Greinöcker, Mark Mastenbroek sowie Nadja Aygün ist es im Miteinander mit Gemeinde, Vereinen, Bevölkerung und Flüchtlingen gelungen, Brücken zueinander zu bauen. So antworten heute die Bewohner/innen des Caritashauses: „Ja, wir haben Freunde hier.“
Deutschkurse und Arbeit
Von Anfang an gibt es Deutschkurse. Lehrerinnen in Pension bzw. Karenz unterrichten bis heute die Frauen, auch beim gemeinsamen Kochen. Die Männer fahren zum Deutschkurs nach Linz und haben durch die Gemeinde Walding Arbeit im Radl: Jeden Tag kann so ein anderer Geld für den Unterhalt der Familie verdienen. Psychologisch ist dies sehr wichtig. Vereine wie die Naturfreunde oder die Katholische Frauenbewegung laden die Asylwerber zu Aktivitäten ein. Es gab ein gemeinsames Kindergartenfest, gesponsert von der Gemeinde. Die ÖVP-Frauen organisierten einen Ausflug. Der nahe Gendarmerieposten Ottensheim und das Rote Kreuz Walding luden die Kinder zum Besuch ein. – Kontakte von unschätzbar integrativem Wert. Viele Brücken ergeben sich durch die Kinder: Über die 21 Kinder der Asylwerber, die in Kindergarten, Volks- oder Hauptschule gehen, haben sich Mütter-Kontakte ergeben. „Frauen sind da viel unkomplizierter“, sagt Mark Mastenbroek.
Ich bin sehr stolz
Im Gespräch
Waldings Bürgermeister Josef Eidenberger kann nach anfänglich nicht ungeteilter Zustimmung zur Aufnahme von Asylanten eine gute Bilanz ziehen:
Wie sehen Sie die gute Aufnahme der Flüchtlinge?
Eidenberger: Ich bin sehr stolz, dass das Ganze so gut funktioniert. Es hat mich berührt, wie die Waldinger auf meine Bitte reagiert haben, die Leute gut aufzunehmen und ihnen ohne Vorurteile zu begegnen. Hervorragend ist die Betreuung der Caritas.
Wie haben Sie die Bevölkerung vorbereitet?
Eidenberger: Die Gemeinde hat zum Beispiel die Vereine ersucht, die Asylwerber zu gemeinsamen Aktivitäten einzuladen. Das alles hat von der ersten Minute an super funktioniert. Lehrerinnen geben Deutschunterricht. Die Leute helfen, weil es ihnen ein Anliegen ist. Bei Sammelaktionen wird vorher erhoben, was gebraucht wird. Es haut alles sensationell hin.
Wie wird es weitergehen?
Eidenberger: Wir machen das Martinsfest gemeinsam. Die Kinder ziehen zur Kirche. Die Tschetschenen und unsere Ortsmusik werden dort für die Musik sorgen. Anschließend werden tschetschenische und heimische Mehlspeisen verköstigt. Wenn es fix ist, dass die Leute Asyl bekommen, wünsche ich mir, dass die Stimmung anhält und sich Wohnungen und Arbeitsplätze finden lassen.