Bunte Blumen am Altar, das Licht der Kerze, ein passendes Gesteck vor dem Ambo: Kirchenschmuck belebt den Raum. Ob echt oder unecht macht einen Unterschied.
Kurzurlaub in Italien. Rundherum Natur pur. Und viel Kultur. Museen, Plätze und Kirchen stehen auf meinem Besichtigungsplan. In vielen Kirchen knallen mir grellfarbige Blumen entgegen, zuckerlrosa, mintgrün, mit Silber-Tau verziert. Aus Plastik. Das ewige Licht flackert nicht. Es leuchtet gleichförmig Tag und Nacht. Es sei denn, der Strom fällt aus. Zum Totengedenken mit Kerzenschein sind 50 Cent erforderlich. Ein Einwurf, einmal nach links gedreht: dann leuchtet das elektrische Opferlicht für 10 Minuten. Ich gebe zu: Mir fehlt etwas. Das flackernde Licht, der Geruch nach Kerzenwachs, der Duft der Blumen.
Imitate dieser Art gibt es auch bei uns und immer öfter „lebt“ der Kirchenschmuck nicht mehr. Eine Entwicklung, die Liturgiereferent Hans Stockhammer kritisch betrachtet: „Es ist praktisch, nicht alle paar Tage das Ewige Licht auswechseln zu müssen; daher nimmt man elektrisches Licht. Die lebendige Flamme der Kerze aber verweist auf den, der Leben gibt.“ Zugespitzt formuliert meint Stockhammer: „Das Praktische ist in der Liturgie oft das Falsche“ (siehe Kommentar).
Gegen den Zeitgeist
Martina Heitzeneder stößt ins selbe Horn. Sie ist Inhaberin der Firma „Kerzen St. Florian“. Firmen- und Privatinteresse decken sich bei ihr. Anstatt in elektrische Kerzen investiert sie jedoch in umweltbewusste Opferlichter aus Glas – aus Überzeugung. „Es drückt leider unseren Zeitgeist aus, dass wir uns immer mehr mit Imitaten beschäftigen und auch zufrieden geben. An der Oberfläche sind wir scheinbar zufrieden, jedoch unsere Seelen verkümmern immer mehr, in dem wir die wirklichen Originale, die Rituale ablehnen und nicht mehr leben“, sagt die Geschäftsinhaberin. Die Einzigartigkeit der Wachskerze hält sie für christliches Feiern zentral: „Die Symbolkraft der echten Wachskerze erleben die Gläubigen während des ganzen Kirchenjahres. Die echte Wachskerze begleitet den christlichen Menschen von seiner Taufe bis zu seiner letzten Stunde. Wie die brennende echte Kerze sich sichtbar verzehrt, so opfert sich Christus bei jeder Eucharistiefeier auf, um Gläubige durch seine Selbsthingabe zu erlösen.“
Originale verändern sich, Imitate bleiben gleich. Auch beim Kirchenschmuck gilt es zu fragen: Was drückt die Gestaltung aus? Was ist sie uns wert? Und gibt es noch genug Ehrenamtliche, die diese Arbeiten übernehmen?
„Außen hui, innen pfui“
Kommentar
Ein geflügeltes Wort zur Gestaltung von Gottesdiensten lautet: „Das Praktische ist in der Liturgie oftmals das Falsche.“ Natürlich ist nicht einfach das Gegenteil anzustreben: unpraktisch oder gar umständlich. Es ist praktisch, nicht alle paar Tage das Ewige Licht auswechseln zu müssen; daher nimmt man elektrisches Licht. Die lebendige Flamme der Kerze aber verweist auf den, der Leben gibt. Im Gottesdienst geht es um das Ganze, um Sinn und um Beziehungen, vor allem zu Gott. Wenn viel auf dem Spiel steht, legen wir Wert auf echte, auf sprechende Zeichen. Die „Äußerlichkeit“ einer echten Rose zeigt an, wie lebendig die Zuneigung des Schenkenden ist. Äußeres drückt aus, was im Inneren ist; Sinnliches formt Sinn. Die Dinge sind natürlich nicht gleichzusetzen mit dem, was Menschen tatsächlich bewegt. Man kann täuschen: „Außen hui und innen pfui.“ Aber: Wer es ehrlich meint, und das auch immer wieder ausdrückt, darf darauf vertrauen, dass äußere Dinge und glaubwürdiges Handeln Inneres bewegt und gestaltet. Dankbar dürfen wir daher sein für die vielen Frauen und Männer, die sehr aufmerksam und mit viel Liebe den Kirchenraum und die liturgischen Feiern gestalten. Ahnen wir nicht schon ein wenig an der Liebe der „Verpackung“ den Wert des Geschenks?
Mag. Hans Stockhammer, Liturgiereferent der Diözese Linz