Es gibt auch die Böswilligkeit. Wo sie herrscht, bleibt es besser beim Graben. Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2016/23, Leitartikel
07.06.2016 - Matthäus Fellinger
Vom „Gräben Zuschütten“ war in Österreich zuletzt viel die Rede – und von Brücken, über die unterschiedlich denkende und empfindende Menschen zusammenfinden sollen. Es würde dann, sagt man, besser.
Wirklich? Vielleicht ist man manchmal zu schnell mit dem Zuschütten und Überbrücken – und es bedürfte eher einer noch klareren Grenze. Es gibt Wege, die man nicht gehen soll, und Brücken, die man besser meidet. „Pax hominibus bonae voluntatis“, heißt es im lateinischen Gloria. „Friede den Menschen, die guten Willens sind.“
Ob es ein guter Wille ist, darauf kommt es an. Es gibt auch die Böswilligkeit. Wo sie herrscht, bleibt es besser beim Graben. Da führt kein Weg hin! Nicht jede Meinung und Haltung, vor allem nicht jede Tat ist gleich gut. Die Gesellschaft, mit ihr die Politik, könnte in diesem Punkt von der Kirche lernen. Da gibt es kein Sakrament der Zuschüttung – aber eines der Umkehr und der Versöhnung. Gut muss werden wollen, was versöhnt sein will. Die Kirchensprache sagt es fast deftig: „Ich widersage!“ Solche Töne passen nicht sehr in unsere Zeit, und wären doch heilsam. Bloßes Zuschütten macht die Gesellschaft nicht besser. Da braucht es auch Umkehr.