Wir müssen an die nächste Generation denken. Kommentar von Heinz Niederleitner.
Ausgabe: 2016/24, Zukunftsgedanken, Niederleitner
14.06.2016
„Das letzte Hemd hat keine Taschen“, heißt es. Gemeint ist das Totenhemd und es geht um die Aufforderung, uns nicht zu sehr an materielle Güter zu binden. Das erinnert uns daran, dass wir nur Gäste auf Erden sind und anderen Menschen helfen müssen, statt unseren Reichtum nur für uns zu bunkern.
Nun wird man aber einräumen müssen, dass wir in manchen Fällen gar nicht an uns denken, wenn wir unser Eigentum oder unsere Gesellschaft im Blick haben. Wir denken an unsere Kinder. Auch im Zusammenhang mit zurückhaltenden bis bremsenden Reaktionen auf die Flüchtlingskrise ist zu hören: „Es geht nicht um mich, es geht um die Gesellschaft, in der unsere Kinder und Enkel leben werden.“
Dieses Argument trifft einen wichtigen Punkt: Wir müssen an die nächste Generation denken. Das bedeutet freilich nicht einfach, dass vollkommene Abschottung gegenüber Flüchtlingen der richtige Weg wäre. Wir werden vielmehr stets abwägen müssen, was vertretbar ist und was nicht mehr möglich ist.
Aber ist uns der Blick in die Zukunft in anderen Zusammenhängen ebenso wichtig? Die Staatsschulden, die in unserer Generation wachsen, werden unsere Kinder belasten. Der Raubbau an der Umwelt, den unser Lebensstil mit sich bringt, wird unseren Nachkommen auf den Kopf fallen. Ehrlicherweise dürfte uns das nicht weniger Gedanken machen als die Flüchtlingskrise.