Nach Jahren des verbotenen freien Wortes erschien zum Christkönigs-Sonntag 1945 - das war am 28. Oktober - das Linzer Kirchenblatt.
Es war die Genehmigung Nummer 76, mit der die amerikanische Besatzungsmacht am 9. Oktober 1945 die Erlaubnis gab. Wöchentlich durfte die Diözese Linz eine Kirchenzeitung herausgeben. Bereits am 10. Oktober erging ein Schreiben an die Pfarren. 90.000 Stück wurden schließlich zum Christkönigsfest ausgeliefert. Vier bis acht Seiten waren es am Anfang. Wie der Gründer des Kirchenblattes uns langjährige Seelsorgeamtsleiter Franz Vieböck damals betonte, war die Werbung für die neue Zeitung kein Problem. Die Auflage wuchs. Das Problem war nur, dass die Papierbeschaffung sehr schwierig war. Am Anfang, schrieb Vieböck in seinen Erinnerungen an diese Zeit, gab es auch viele \"Alibi-Abonnenten\". Mit dem Bezug des Kirchenblattes wollten sich manche, die mit dem NS-Regime kooperiert hatten, reinwaschen. Solche \"Leser/innen\" fielen bald wieder weg.
Von der Kanzel zum runden Tisch. Es gab nach dem Weltkrieg einen Hunger nach religiöser \"Nahrung\" und Wahrheit. Die Zeitung selbst verstand sich als �papierene Kanzel� und als Instrument der Seelsorger. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil entwickelte sich ein neues Verständnis. Der neuen Stellung der Laien entsprechend wurde die Kirchenzeitung zum \"runden Tisch\", an dem der innerkirchliche und gesellschaftliche Dialog gefördert werden sollte. Das Kirchenblatt wurde zur Kirchenzeitung, die sich immer wieder in gesellschaftlichen Fragen zu Wort meldete. Im Namen hat das 1973 seinen Niederschlag gefunden, als das Linzer Kirchenblatt zur Linzer Kirchenzeitung wurde. 1985 wurde der Name noch einmal geändert in \"Kirchenzeitung der Diözese Linz\", um die gesamt-oberösterreichische Bedeutung zum Ausdruck zu bringen.
Kooperation. Seit 30 Jahren kooperiert die Kirchenzeitung Linz mit Kirchenzeitungen anderer Diözesen. Zur Zeit ist das mit den Diözesen Innsbruck und Feldkirch der Fall. Auch Kärnten und Salzburg gehörten früher dieser Kooperation an. Das �Kooperationsmodell� westösterreichischer Kirchenzeitungen bewahrt die eigene diözesane Charakteristik. Inhalte werden gemeinsam geplant. Gemeinsam wurde zuletzt das neue Erscheinungsbild der Kirchenzeitung erarbeitet, das in allen drei Diözesen auf sehr positives Echo stößt. Wichtige Anliegen - ob Menschenrechte oder Hilfsprojekte - können so mit größerer Durchschlagskraft verbreitet werden.
Zur Sache
Die Vorgänger
Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Österreich das Gemeinsame \"Wiener Kirchenblatt\" mit einer Auflage bis zu 120.00 Stück. Dieses war vorwiegend in Ostösterreich verbreitet. Speziell für Kinder gab es das \"Kleine Kirchenblatt\". Stärker war damals das \"Zweigroschenblatt\" mit einer Auflage von 200.000 Stück. Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde dieses zum \"Zwei Pfenningblatt\". 1941 wurde die Publikation von Kirchenblättern verboten.
Eigenständig
Als eine von wenigen Kirchenzeitungen im deutschsprachigen Raum konnte die Kirchenzeitung der Diözese Linz ihre wirtschaftliche Eigenständigkeit behaupten. Personal, Druck und Vertrieb werden ausschließlich mit den erwirtschafteten Mitteln getragen. Es fließt also kein Kirchenbeitrag in die Kirchenzeitung. Das verdankt die Kirchenzeitung der Treue ihrer Leserinnen und Leser, die trotz der Fülle an Angeboten am Medienmarkt die Kirchenzeitung beziehen.
Preisentwicklung
Im ersten Jahr kostete die Kirchenzeitung zehn Groschen. 1947 musste der Preis verdoppelt werden - auf zwanzig Groschen. Heute beträgt der Einzelpreis 80 Cent. Vier bis acht Seiten waren es am Anfang, 32 Seiten beträgt heute der Umfang der Kirchenzeitung.