Bei der Fußball-Euphorie muß KiZ-Redakteur Josef Wallner an einen Episode in den 1970iger Jahre denken. Ein "Unter uns" über Blumenpflücken auf dem Spielfeld.
Ausgabe: 2016/24
14.06.2016 - Josef Wallner
Die Euphorie, die aktuell um den Fußball herrscht, lässt mich an meine Internats-Zeit in den 1970iger Jahre denken. Dort dominierte nicht nur während einer EM oder WM das runde Leder den Alltag, sondern Fußballspielen war immer das Wichtigste. Das Können am Platz bestimmte den sozialen Status in der Internatsgemeinschaft. Was aber, wenn jemand am Rasen eine Niete war wie unser – schon verstorbener – Klassenkamerad R.? R. wurde immer irgendwo an den Spielfeldrand gestellt, wo er am wenigsten anrichten konnte. Aber das war nicht genug. In aller Regel bekam er einen Aufpasser. Der ihm zurufen musste, wenn etwas und was zu tun war. Das ging einmal mächtig schief und sein Aufpasser bekam von den „Starspielern“ einen ordentlichen Rüffel. Das hat R. leid getan. Anstatt Löcher in die Luft zu schauen, wenn rund um ihn nichts los war, hat er die Zeit genutzt. Er hat ein Sträußchen Gänseblümchen gepflückt, die damals noch auf einem Fußballfeld wuchsen, und sie seinem Aufpasser überreicht: „Entschuldige, dass sie dich wegen mir zusammengeschi... haben.“ R. war ein mieser Fußballspieler, aber er hatte ein feines Gespür für seine Freunde. Und witzig war er obendrein. R. bleibt für mich der wahre Held am Rasen. Hiermit sei ihm ein Denkmal gesetzt.