Ungebunden. Selbstbestimmt. Das ist die Art zu leben, wie es in den letzten Jahrzehnten erstrebenswert schien. Man emanzipiert sich in die Unabhängigkeit. Sich gebunden zu wissen, geriet in den Verdacht der Schwäche. Aber es ist etwas verloren gegangen mit diesem Drang ins Lose. Da stehen Menschen plötzlich sehr verloren da. Bindungsscheu sind Menschen geworden. Die Kunst, Beziehungen zu halten, ist schwach geworden. Warum sich belasten? Im persönlichen Bereich ist es so, auch die europäischen Gesellschaften scheinen beziehungsscheu geworden zu sein. Auf den eigenen Vorteil aus.Doch mit dem Kappen von Bindungen steht man plötzlich sehr alleine da.
Da steht diese Woche das Peter-und-Paul-Fest im Kalender. Die „Macht“, man könnte auch sagen: das Talent zu binden und zu lösen hat Christus dem Petrus zugetraut. Mit Lösen allein ist wenig getan. Es gehört die Kunst zu binden dazu: Beziehung bauen, die verlässlich bleibt. Nicht vor den Schwächen des anderen zu fliehen, sondern sie mitzutragen. Das wäre die Kunst – und erleben, dass ich mit meinen Schwächen nicht allein zurechtkommen muss. Wo nur mehr gelöst wird, zerinnt das Menschliche. Jeder für sich allein. Das ist nicht der Himmel.