Ausgabe: 2006/07, Zanin, Kopf der Woche, Meinung, Pernegg, GlobArt-Award
15.02.2006
„Behinderung ist keine Krankheit, sondern eine Lebensbegebenheit“, sagt die Bewegungspädagogin Katalin Zanin. Am 18. Februar erhält sie den GlobArt-Award der Kulturinitiative Kloster Pernegg.
Als Katalin Zanin 1979 den Kulturverein „Ich bin O.K.“ gründete, war ihr Ziel, behinderte Menschen in das kulturelle Leben einzubinden, um so ihre Entwicklung zu fördern. Sie arbeitet mit behinderten und nicht behinderten Personen im Alter zwischen fünf und fünfzig Jahren. Und die Zusammenarbeit funktioniert einmalig: „Wir sagen nicht, wie der Umgang mit Behinderten geschehen soll, sondern wir praktizieren ohne Worte. Bei meiner Methode geht es um ,spüren, fühlen, denken‘. Zuerst wird gemeinsam getanzt. Dann können Fragen gestellt werden“, erklärt die gebürtige Ungarin. Der Verein zählt 120 Mitglieder mit Down-Syndrom.
Opernball. An die Einladung von Staatsoperndirektor Holender, den Opernball 2001 mit einer behinderten Gruppe zu eröffnen, denkt Zanin mit gemischten Gefühlen zurück: „Vor der Eröffnung hatte ich Magenschmerzen. Es war für mich, wie in eine Arena geschickt zu werden. In dem Augenblick, als die Rollstuhlfahrer aufgestanden sind, um den Ball zu eröffnen, waren alle Menschen einen Moment lang gleich. Das war sehr bereichernd. Und es hat sich gezeigt: ,Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar‘.“
Zukunftspläne. Wenn Katalin Zanin in zwei Jahren in Pension geht, möchte sie Ehrendirektorin von „Ich bin O.K.“ bleiben. Ihr Ziel ist, den bestehenden Verein in eine Kulturschule umzustrukturieren. Sie sagt: „Kultur ist mir wichtig, denn Kultur ist immer eine Begegnung zwischen Menschen.“
„Wer hätte sich gedacht, dass Menschen mit Behinderung jemals auf der Opernbühne stehen? Ich habe mir gesagt: ,Verlange das Unmögliche!’ –- und es ist ge-schehen.“