Europäische Politik ist an jungen Menschen interessiert
Ausgabe: 2006/14, Politik, EU, Enns, Kartonfiguren, Bad Ischl
06.04.2006
- Christian Ortner
Europäische Politik ist an jungen Menschen interessiert. Das beruht allerdings nicht unbedingt auf Gegenseitigkeit.
Mehr als 30 Minister/innen, 100 Jugendliche aus ganz Europa, 250 Polizisten und über 300 Demonstranten des ÖGB – das informelle Jugendminister/innentreffen in Bad Ischl bot am Ende der vergangenen Woche allen Beteiligten eine mit Aufwand betriebene Bühne zur Selbstdarstellung. EU-Kommissar Jan Figel betonte die Wichtigkeit von Dialog und sozialer Sicherheit und bezeichnete die Jugend als „Geschenk“. Sozialministerin und EU-Ratsvorsitzende Ursula Haubner (BZÖ) stellte fest, dass „die Jugend Europas an guten und professionellen Lösungen interessiert ist“.
EU ist fad
Den Worten müssten jetzt Taten folgen, fordert die Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, Anja Fellerer. Die Einbeziehung Jugendlicher beim Treffen in Bad Ischl zeigt, dass sich die EU um die Jugend und ihre Anliegen bemüht. Damit ist sie gut beraten, herrscht doch hierzulande so etwas wie EU-Gleichgültigkeit unter den jungen Menschen. Wenn laut Haubner die „Jugend Europas interessiert“ sei, so muss das auf die Jugend Oberösterreichs nicht unbedingt zutreffen. „Zeitungsberichte über die EU überblättere ich“, bekennt Sarah Schutti (22) aus Kronstorf. Wer denn zurzeit den EU-Vorsitz innehätte? Achselzucken. Mit ihrem Desinteresse ist sie aber nicht allein. In der kürzlich veröffentlichten Jugendstudie des Landes Oberösterreich rangiert das Thema EU-Osterweiterung bei 30 nach Wichtigkeit gereihten Punkten am ebenso vielten Platz.
Ohne Plan
In einer Deklaration, die den Minister/innen in Bad Ischl übergeben wurde, forderten die Jugendlichen die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit und das Verhindern von „McJobs“ mit schlechten Arbeitsbedingungen. Das hat auch in Oberösterreich Priorität. „Es ist ja ein Wahnsinn, wenn einer Medizin studiert hat und jetzt als Schuhverkäufer arbeiten muss“, klagt der 17-jährige Sebastian Felbermayer aus Enns. Von der ebenso geforderten Wahlaltersenkung auf 16 Jahre hält der Gymnasiast nichts. „Die meisten in diesem Alter haben keinen Plan.“ Den EU-Vorsitz hat derzeit übrigens Österreich.