Das Ordensspital St. Josef Braunau ist Vorreiter in Ethikberatung
Ausgabe: 2006/46, Ordensspital, St. Josef, Braunau, Ethikberatung, Krankenhaus, Hartmann
15.11.2006 - Josef Wallner
Je mehr Möglichkeiten die Medizin bietet, desto schwieriger werden die damit verbundenen ethischen Entscheidungen. Das Krankenhaus St. Josef Braunau hat daher eine Ethikberatung eingerichtet. Was diese Pioniereinrichtung in Oberösterreichs Ordenspitälern unterstützen will, erklärt die Krankenhausseelsorgerin Dr. Karin Hartmann an einem Beispiel: Ein 70-jähriger dialysepflichtiger Patient – er hat bereits beide Füße amputiert – wird schwer krank. Er kann als seinen Willen äußern, dass er nicht mehr an die Blutwäsche kommen möchte. Den Ärzten scheint es verantwortbar, den Wunsch des Patienten zu respektieren, die Angehörigen dagegen möchten das nicht. Das ist ein typischer Fall für die Ethikberatung. Konkret wenden sich die behandelnden Ärzte an die Leiterin der Krankenhausseelsorge Dr. Karin Hartmann. Sie bringt die dafür geschulten Moderatoren – dazu gehören Ärzte, Pflegepersonal und Mitarbeiter aus Psychologie und Seelsorge – mit dem Behandlungsteam an einen Tisch. Das Beratungsgespräch schließt mit einer Empfehlung. Im Fall des schwerstkranken Dialysepatienten unterstützte die Ethikberatung das Behandlungsteam. Als Ergebnis wurde vereinbart, nochmals ausführlich mit den Angehörigen zu sprechen. Was sich aber erübrigte, da der Patient kurz nach der Zusammenkunft des Rates starb. Seit Sommer 2006 besteht im Krankenhaus St. Josef die Ethikberatung. Noch ist es zu früh eine Zwischenbilanz ziehen, aber die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Hilfestellung von den Mitarbeiter/innen des Spitals geschätzt wird, so Hartmann.