Leiden ist eine Charaktereigenschaft des österreichischen Sportfans. Er hat sie sich in den vergangenen Jahrzehnten antrainiert. Großen Erwartungen folgte allzu oft die blanke Ernüchterung: Wir haben wieder nix gerissen. Eine Sportsaison ist für Österreicher eine stetig wiederkehrende Übung in patriotischer Demut. Das beginnt im Frühjahr, wenn die Formel-1-Boliden ihre Runden starten. Niki Lauda – was waren das für Zeiten! Das nächste Debakel: das Tennisturnier in Paris. Thomas Muster – wo bist du? Die Fußball-WM stürzt uns ins Tal der Tränen: Wir sind gar nicht dabei. Nur einmal im Jahr, wenn die Tage weißer und die Nächte schwärzer werden, erhebt der österreichische Sportfan sein Haupt. Spätestens wenn sich der Herminator aus dem Starthaus wuchtet, ist klar: Der Winter ist da, das Leben ist schön, Schifoahn is leiwand! Heuer stimmt irgendetwas nicht. Seit unfassbaren sechs Rennen haben unsere Schifahrer nicht gewonnen. Die Alarmglocken schrillen bei Sportreportern und Fans. Es verwundert nicht, dass man selbst beim seriösen Radiosender Ö1 die Nerven verliert. „Österreich blieb am Wochenende wieder ohne Medaillen“, wusste man da am Montag.Selbst wenn gar keine vergeben wurden: Das ist eine Tragödie.