Jesaja, Paulus und Simon Petrus haben gemeinsam, dass sie fürs Erste erschrecken: geht das nicht über die Kräfte eines Menschen, was Gott da verlangt? Doch keine Schuld ist zu groß, dass sie nicht vergeben werden könnte, keine Schwäche zu eindeutig, dass nicht wieder Mut gegeben werden könnte. „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ (Psalm 18, 30). Bibel und Geschichte sind voller Geschichten, dass Gottes Vertrauen die Menschen beflügelt.
1. Lesung
Jesaja 6, 1–2a. 3–8
Im Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen und erhabenen Thron. Der Saum seines Gewandes füllte den Tempel aus. Serafim standen über ihm. [. . .] Sie riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt. Die Türschwellen bebten bei ihrem lauten Ruf, und der Tempel füllte sich mit Rauch. Da sagte ich: Weh mir, ich bin verloren. Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und lebe mitten in einem Volk mit unreinen Lippen, und meine Augen haben den König, den Herrn der Heere, gesehen. Da flog einer der Serafim zu mir; er trug in seiner Hand eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Er berührte damit meinen Mund und sagte: Das hier hat deine Lippen berührt: Deine Schuld ist getilgt, deine Sünde gesühnt. Danach hörte ich die Stimme des Herrn, der sagte: Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen? Ich antwortete: Hier bin ich, sende mich!
2. Lesung
1 Korinth 15, 1–11
Ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr an dem Wortlaut festhaltet, den ich euch verkündet habe. Oder habt ihr den Glauben vielleicht unüberlegt angenommen? Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Als Letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der „Missgeburt“. Denn ich bin der Geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht – nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir. Ob nun ich verkündige oder die anderen: das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.
Evangelium
Lukas 5, 1–11
Als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammen arbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach.
Wort zum Sonntag
Wirf dein Netz noch einmal aus!
„Christus ist für unsere Sünden gestorben!“, lesen wir im 1. Korintherbrief. Auf den ersten Blick schwer verstehbar. Ein zweiter Blick lässt mich Mut für einen Neubeginn erkennen. Jeder von uns trägt Verhaltensweisen oder Schicksale mit sich, die ihn immer wieder trennen von Gott und den Menschen. Mitunter haben wir diese vielleicht unschuldig erworben. Manchmal fühlen wir uns gefangen in uns selbst. „Wir können nicht aus“, sagen wir. Die Worte aus dem Buch Jesaja dringen da wie neue Kraft und Mut an unser Ohr, wenn es heißt: „Deine Schuld ist getilgt, deine Sünde gesühnt!“ Jesus hat sie in den Tod mitgenommen und er ist auferstanden. Das ist die Hoffnung für uns: Nicht die Verzweiflung hat das letzte Wort, sondern das neue Leben. Dies gibt Kraft, das Netz des Lebens noch einmal auszuwerfen, so, wie es die Fischer im Lukasevangelium tun.
Jesus hat die Unzulänglichkeiten und Schwächen der Menschen erkannt. Das gilt auch für uns. Wenn uns jemand gut leiden kann, so wie wir sind mit unseren Fähigkeiten und Schwächen, dann trauen wir uns eher zu ehrlich mit uns selber umzugehen, weil wir uns angenommen wissen. Wenn uns Menschen diese Art von Liebe spüren lassen, um wie viel mehr dürfen wir das von Jesus für uns erhoffen. So können die Fischer ehrlich bekennen: „Wir haben . . . nichts gefangen.“ „Werft eure Netze zum Fang aus“, sagt Jesus. Simon lässt sich von Jesus aus seiner Verzagtheit, seinem Scheitern herausholen. Er antwortet voll Vertrauen: „Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen.“ Er fängt mehr als je zuvor. Das Vertrauen zu Jesus beschert ihm eine „ertragreiche“ Lebenserfahrung. Auf diesem Vertrauen baut er sein Leben auf. Er lässt alles zurück und folgt Jesus nach.
Zur Meditation
Du bist angenommen! Wirf mutig dein Netz noch einmal aus. Fange dir eine innere Freiheit ein, die dein Gesicht erstrahlen lässt. Die Menschen werden die Botschaft, die du in dir trägst, spüren und vielleicht selbst die Spur zu Jesus suchen.
Gertraud Mörtenhuber, Religionslehrerin, Michaelnbach, pfarrlich (PGR) und diözesan (Pastoralratsvorstand der Diözese, Liturgiekommission) engagiert.