Der Diözesanobmann der Katholischen Männerbewegung (KMB), Franz Gütlbauer, sieht in Jägerstätter verwirklicht, was die Katholische Aktion mit verantwortlichem Christsein verbindet.
Jägerstätter hatte den Mut, zu seiner Überzeugung zu stehen. Wenn von uns auch keine Entscheidung auf Leben und Tod verlangt wird – sich heute zu bekennen, dass man in der KMB aktiv ist, dazu braucht man Zivilcourage, betont Gütlbauer. Für ihn ist Jägerstätter auch ein Vorbild im Verhältnis zur kirchlichen Hierarchie. Jägerstätter hat die Meinung seines Bischofs sehr ernst genommen, aber letztlich konnte ihm niemand seine eigene Verantwortung abnehmen. Gütlbauer: „Das ist das Prinzip der Katholischen Aktion, das Prinzip des Christseins überhaupt.“ Das bedeute keine Abwertung der Hierarchie, sondern im Gegenteil eine Aufwertung.
Hierarchie sollte aufmerksamer hören. Dass sich die kirchliche Hierarchie mit Leuten wie Jägerstätter nicht leicht tut, ist selbstverständlich, unterstreicht Gütlbauer. Das ist auch gar nicht notwendig, wichtig ist, dass die Amtsträger sich mit den Christen ehrlich auseinanderzusetzen. Es gibt in der Kirche manche Bereiche, mit denen sich die Hierarchie intensiver als bisher auseinandersetzen sollte. Gütlbauer denkt an die heißen Eisen wie Zölibat, Frauenpriestertum oder Viri Probati. Das sind für ihn keine Modethemen, sondern Fragen, wie der Glaube in den Gemeinden lebendig bleiben kann.
Baldige Seligsprechung. Diözesanbischof Ludwig Schwarz hofft, dass die Seligsprechung Franz Jägerstätters in den nächsten Tagen oder Wochen bekannt gegeben wird. Vor den Dechanten erklärte er am 10. Mai, der feierliche Akt der Seligsprechung selbst würde dann wohl erst im Frühjahr 2008 in der Diözese Linz erfolgen können. Grund sei der umfangreiche und komplizierte Prozess der Vorbereitungen. Alle Unterlagen müssten zunächst in mehrere Sprachen übersetzt werden. „Ich erwarte mir für unsere Diözese, dass von dem neuen Seligen eine große Orientierung ausgeht\", sagte Schwarz. „Jägerstätter wird uns lehren, aus dem Glauben heraus gemäß dem gebildeten Gewissen Entscheidungen zu treffen und dafür Verantwortung zu übernehmen.\"
/b>Am Sonntag, 29. Mai 2007< feiert Diözesanbischof Ludwig Schwarz in der Pfarrkirche St. Radegund um 10 Uhr den Festgottesdienst (Musik von Lepold Sigl) zum 100. Geburtstag von Franz Jägerstätter. Anschließend Festakt mit LH Pühringer. Die katholische Männerbewegung Österreich lädt zu einer Sternwallfahrt zum Thema „Er folgte seinem Gewissen“ am Samstag, 19. Mai 2007 nach St. Radegund. Um 14.00 Uhr Festakt auf dem Vorplatz der Pfarrkirche um 15 Uhr Gottesdienst auf dem Vorplatz der Pfarrkirche mit Bischof Dr. Manfred Scheuer.
- Informationen über Treffpunkte für Radpilger und Fußwallfahrer (9.30 Uhr Kirche Ostermiething, 11 km nach St. Radegund) unter Tel. 0732/7610-3461 (KMB Büro Linz) oder kmb@dioezese-linz.at
Zur Person
Franz Jägerstätter 1907 – 1943
Franz Jägerstätter kam am 20. Mai 1907 als Sohn der Rosalia Huber in St. Radegund zur Welt. Er wurde zunächst von seiner Großmutter erzogen. 1917 konnte die Mutter den Leherbauern in St. Radegund heiraten. Dieser adoptierte den Buben. Franz war eifriger Leser. Mit 20 Jahren verließ er das Elternhaus und arbeitete drei Jahre am steirischen Erzberg. Er erlebte eine Glaubenskrise, kam aber gefestigt zurück. 1933 wurde Franz Vater eines Kindes, trennte sich aber aus der Beziehung zu dieser Mutter im Einvernehmen.1936 heiratete Franz Jägerstätter die Bauerntochter Franziska Schwaninger aus Hochburg. Es war eine vom Glauben getragene glückliche Ehe. Im Jahr 1938 erlebte Franz einen Traum, den er als Warnung vor dem Nationalsozialismus sah: Ein Zug mit vielen Menschen raste ins Verderben. Im Jahr 1939 wurde Jägerstätter in die Wehrmacht einberufen, er diente dort als Kraftfahrer. 1941 wurde er als Bauer für unabkömmlich erklärt und konnte heimkehren zu seiner Familie mit den inzwischen drei Kindern. Er entschloss sich, keiner neuen Einberufung mehr Folge zu leisten. Dem gottlosen Nationalsozialismus wollte er nicht zum Sieg verhelfen. Mit seiner Entscheidung stieß er auf Unverständnis. Im Februar 1943 wurde Franz Jägerstätter erneut einberufen. In der Kaserne Enns verweigerte er den Dienst in der Wehrmacht und kam ins Untersuchungsgefängnis nach Linz. Er hat mit inneren Zweifeln zu kämpfen. Anfang Mai wird er nach Berlin-Tegel überstellt. Seine Bitte, zum Sanitätsdienst zugelassen zu werden, wird abgelehnt. Am 6. Juli wird er zum Tod verurteilt. Am 9. August, 16 Uhr, wurde er in Brandenburg/Havel enthauptet. Franziska Jägerstätter sorgte als Witwe für Kinder und Hof. Sie war, wie ihr Mann, Mesnerin von St. Radegund.