„Nach mir kommt keiner mehr!” Obwohl sie oft kaum mehr können, bleiben deshalb Priester bis ins hohe Alter im Amt. Die vor einem Jahr in Wien gegründete „Pfarrerinitiative” drängt auf Lösungen.
„Mit drängender Sorge“ hieß die Erklärung, mit der der ehemalige Generalvikar und nunmehrige Pfarrer von Probstdorf, Helmut Schüller, mit einer Gruppe von Pfarrern in Wien an die Öffentlichkeit getreten ist. Am 12. Juni war Schüller Gast im Bildungshaus Puchberg. Der Initiative gehören bereits rund 300 Pfarrer und auch Diakone aus ganz Österreich an. „Es geht uns mehr um die Gemeinden als um die Pfarrer“, betonte Schüller.
Solidarität unter Priestern. Ziel der Initiative ist es, Solidarität unter den Priestern zu stärken, meint der Rektor des Bildungshauses Schloss Puchberg, Adolf Trawöger. Er ist der Initiative ebenso beigetreten wie Generaldechant Mag. Franz Wild. „Die Gefahr der Resignation unter Priestern ist groß“, meint dieser. Deshalb müssten die Sorgen ernsthaft zur Sprache gebracht werden. Nicht das Recht, das Heil der Menschen stünde an oberster Stelle.Sprecher der oberösterreichischen Mitglieder ist P. Arno Jungreithmair, Benediktiner von Kremsmünster und Pfarrer in Buchkirchen. Wichtig ist ihm, dass dabei mit den Laien in den Pfarren zusammengearbeitet wird. Diese wären ja vom Priestermangel genauso betroffen – und sollten nicht nur als Notnagel herangezogen werden. Die Pfarrerinitiative berührt freilich Punkte, die die geltende Kirchenordnung massiv betreffen. Konkret: Damit die Pfarren in Zukunft Eucharistie feiern können, braucht es Priester. Ob aber diese weiterhin nur Männer sein dürfen und ob diese sich auch zum Zölibat verpflichten müssen, stellt die Pfarrerinitiative infrage. Österreichs Bischöfe haben bisher zurückhaltend bis ablehnend reagiert. In Wien hat Kardinal Dr. Christoph Schönborn ein Gespräch darüber im Priesterrat ermöglicht. Er teile die Sorgen, aber nicht die Lösungen, erklärte er.
Generalvikar: Keine Sonderwege. Der Linzer Generalvikar Dr. Severin Lederhilger betont, grundsätzlich werde das Anliegen der Sorge um eine gute Zukunft der Seelsorge besonders in den Pfarrgemeinden geteilt. „Die in Wien gegründete Pfarrerinitiative spricht dabei aber sehr viele, recht unterschiedlich zu bewertende Fragestellungen an, die nicht einfach pragmatisch zu lösen sind, sondern die Berücksichtigung der gesamtkirchlichen Ordnung und des Lehramtes erfordern“, gibt er zu bedenken. Etliche Themen würden bei uns theologisch und pastoral sehr verantwortungsvoll in den bestehenden Gremien besprochen. Diese sollten „der vorrangige Ort gemeinsamer Beratungen bleiben“. Österreichische Sonderwege seien bei aller Dialogbereitschaft nicht denkbar.