Im adventlichen Lichterrausch erstrahlt die mir vertraute Wohngegend in neuem Glanz. Geblendet von meterlangen Lichtergirlanden stelle ich bei der Runde um den Häuserblock fest: Noch nie war so schnell und so eindeutig erkennbar, wer hier in der Gegend das größte Grundstück samt darauf befindlicher prächtiger Herberge hat. Entlang der Grundgrenze und vom Boden bis zum Dach hüllen die Mitbewerber, äh,- bewohner/innen ihr Eigentum in Lichterteppiche und grell blinkende Lichter-Ketten. Trotz vorweihnachtlicher Gefühle meinerseits keimt in mir der Verdacht auf, dass es sich hier um eine neue, energieaufwändige Form von Reviermarkierung handelt – oder bin ich einfach zu wenig romantisch? Ein Vorwurf, den niemand gerne hört. Auch Frauen nicht! Bietet etwa das rotbauchige Figurentheater eine Lösung? Statt besitzanzeigendem Lichterkranz begnügen sich manche Bewohner/innen mit spärlich beleuchteten Weihnachtsmännern, die sich an Balkonen hängend in fremde Wohnungen aufmachen. Ist das eine Einladung, einfach mal vorbeizukommen? Verwirrt vom elektrischen Lichterrausch entzünde ich im Stiegenhaus eine Kerze. Das erhöht den C02 -Ausstoß, mahnen die Kolleg/innen. Es ist halt auch zu Weihnachten ... nicht alles perfekt!