Unter großer medialer Aufmerksankeit haben Theologiestudierende und „Mitstreiter“ – insgesamt rund 250 Personen – am Dienstag, 20. Mai im Bischofshof Bischof Ludwig Schwarz ihre Sorge um einen wertschätzenden Umgang zwischen Laien und Priestern zum Ausdruck gebracht und mit ihm auch gemeinsam für eine gute Zukunft der Kirche gebetet.
Diesen Mittwoch, 28. Mai, kommt es zu einem ersten Gespräch zwischen Bischof Ludwig Schwarz und einer Vertretung der Pfarrassistent/innen sowie der Pfarrmoderatoren. Thema dabei: der Tauferlass des Bischofs, wonach Taufe durch Laien nicht mehr erlaubt ist.
In 38 Pfarren in Oberösterreich sind Pfarrassistent/innen unter Leitungsverantwortung eines „Pfarrmoderators“ im Einsatz. In 35 dieser Pfarren haben diese – in unterschiedlichem Ausmaß – auch Taufen gehalten. 32 der zuständigen Pfarrmoderatoren und Pfarrer aus diesen Pfarren haben nun gemeinsam an Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz eine Stellungnahme geschickt, in der sie ihre Sicht erläutern. Die Zahl der Priester ist zurückgegangen. Auch große Pfarren haben keine Kapläne mehr. Auf Grund des Alters nimmt die Leistungsfähigkeit ab, heißt es im Brief. Deshalb wollen die Pfarrmoderatoren mit dem Bischof über eine „pastorale Lösung, um das Fehlen von ordentlichen Taufspendern zu überbrücken“ reden. Die Voraussetzung für die Taufe durch Laien wäre nach Ansicht der 32 Pfarrmoderatoren gegeben, wenn der zuständige Priester erkrankt oder von dauerhafter Leistungsminderung gezeichnet ist, oder wenn ein Priester zusätzliche Vertretungsaufgaben wahrzunehmen hat. Es gibt auch Priester mit anderen Hauptaufgaben, etwa eine Professur in Linz, die aber an Wochenenden in einer Pfarre sind. Auch für Seelsorger mit mehreren Pfarren könnten Ausnahmen gelten.
Belastungen ernst nehmen. Der langjährige Pfarrer von Leonding-Hart-St. Johannes Johann Ehrenfellner ist heute 73. Im Jahr 2001 hat er die Leitung der Pfarre zurückgelegt, als Moderator unterstützt er jedoch die heutige Pfarrassistentin Maria-Anna Grasböck. Ehrenfellners Hauptaufgaben sind die Eucharistiefeiern und Sakramentenspendung, auch die der Taufen. Wurde eine Taufe durch ein Taufgespräch von der Pfarrassistentin vorbereitet, gestaltete sie auch die Feier mit. Als aber Ehrenfellner auch Gottesdienste in der Nachbarpfarre übernahm, taufte die Pfarrassistentin auch alleine. „Die Taufe ist für die jungen Mitarbeiter/innen in der Seelsorge eine wichtige Möglichkeit, die Leute in der Pfarre kennenzulernen und weiter zu begleiten“, betont Ehrenfellner.Eine Reihe von Moderatoren übernehmen diese Aufgabe weit jenseits des gesetzlichen Pensionsantrittsalters. Ehrenfellner ermutigt dazu, gerade jetzt nicht aufzugeben. Diese Priestergeneration hat die wichtige Aufgabe, Übergangslösungen für die Seelsorge der Zukunft zu ermöglichen. „Diese jungen Menschen werden uns jetzt geschenkt“, baut Ehrenfellner auf das Potenzial der Laien in der Seelsorge. Unter Wahrung der Vorgaben der Weltkirche müsste ein Weg gefunden werden. „Wenn wir in guter Form Seelsorge machen wollen, dann braucht es außerordentliche Taufspender“, ist er überzeugt.
Priesterrat: Probleme brauchen Lösung. Den Vorschlägen der Pfarrmoderatoren schließt sich auch der derzeitige Sprecher des Priesterrates, Pfarrer Johann Padinger aus Peuerbach, an. Auch er hofft auf Gespräche mit dem Bischof. Die Entscheidung, dass Laien nicht mehr taufen dürfen, eröffne eine Reihe von praktischen Problemen, die eine Lösung brauchen. Ein Kompromiss, meint Padinger, sollte doch möglich sein. Die Entscheidung des Bischofs zeige Probleme auf, löse diese Probleme aber nicht.
Glocken machen aufmerksam. Letzte Woche trafen sich auch die Pfarrassistent/innen zu einer außerordentlichen Versammlung. Sie wollen dem Diözesanbischof „die positiven Beispiele unserer Pastoral präsentieren“ und auch in den Pfarren die Meinung der Menschen über die bisherige Praxis der Taufe und der Taufpastoral einholen. In den Welser Pfarren werden in der laufenden Woche jeweils um 15 Uhr „aus Sorge um das gemeinsame Weitergehen des Weges im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils“ die Kirchenglocken geläutet. Damit wollen sie „Menschen ermuntern, ihre Verantwortung wahrzunehmen und ihre Begabungen in der Weltkirche einzusetzen“, begründen die Pfarrassistent/innen diese Aktion.
Laienseelsorger im Abseits?
Zur aktuellen Auseinandersetzung in der Diözese Linz laden die Kath.-Theol. Privatuniversität und das ORF-Landesstudio OÖ zur Diskussion: Am Donnerstag, 5. Juni, 20 Uhr, mit:Stefan Grandy, (Berufsgemeinschaft der Pfarrassistent/innen). Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber, Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie.Margit Hauft, Präsidentin der Katholischen Aktion Oberösterreich. Univ.-Prof. Dr. Severin Lederhilger, Generalvikar. Diskussionsleitung: Dr. Helmut Obermayr, Landesdirektor des ORF Oberösterreich.LIVE IN RADIO OBERÖSTERREICH: 5. Juni 2008, ab 20.03 Uhr.