Eine Tonne Müll zu entsorgen kostet in Österreich um 70 Prozent mehr als eine Tonne bestes Brotgetreide. Agrar-Landesrat Josef Stockinger macht mit dem Vergleich aufmerksam: Die Fragen um Lebensmittelversorgung, Futtermittel und Energie müssen grundsätzlich neu überdacht werden.
Eigentlich ging es beim Entwicklungspolitischen Dialogabend am 27. Mai im Bildungshaus Puchberg um Beispiele guter Entwicklungszusammenarbeit. Doch die zahlreichen Teilnehmer spürten: Wenn von Entwicklungspolitik geredet wird, dann geht es auch um das Leben in Österreich. Die Lebenschancen dort wie da sind eng miteinander verknüpft.
Landwirtschaft-Schlüssel zum Wohlstand. Ein Schlüssel für künftigen Wohlstand wird sein, welche Bedeutung Gesellschaften ihrer eigenen, regionalen Landwirtschaft beimessen, betonte Landesrat Stockinger vor den zahlreichen ehemaligen Entwicklungshelferinnen und -helfern beim Dialogabend. Das gilt für Österreich mit einem Anteil von knapp vier Prozent unmittelbar aus dem Ertrag der Landwirtschaft lebender Menschen ebenso wie für ein Land wie Burkina Faso in Afrika, in dem 92 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft leben – in weiten Teilen der Welt hauptsächlich durch die Arbeit der Frauen.Auguste Leitner, Bäuerin in Rohrbach, war 2006 mit einer Gruppe von 13 weiteren Bäuerinnen in Burkina Faso. Seither ist ihr Blick für Afrika ein anderer geworden – und sie versucht mit Reisebegleiterinnen von damals, von diesen Erfahrungen auch hier zu erzählen. Brigitta Bauchinger arbeitet zur Zeit in Burkina Faso als Entwicklungshelferin. Sie hat geholfen, einen alten Staudamm zu sanieren und zu verbessern, damit das Wasser nicht mehr einfach am Rand der Sahelzone versickert. 2000 Leute haben mitgearbeitet, die nötigen Steine händisch zu verladen und an die Baustelle zu schaffen. Jetzt ist der Damm fertig. Die Brunnen in der Nähe führen wieder Wasser. „Tiere und Menschen leiden keinen Durst mehr“, steht in einem Brief, den man ihr von dort geschrieben hat. Die jungen Menschen können wieder das Nötigste zum Leben anbauen. Sie wandern nicht mehr in die Städte ab, wie das in weiten Teilen der Welt heute geschieht.
Fairer Handel hilft. Nur fairer und gerechter Handel kann gute Lebensverhältnisse in allen Teilen der Welt sicherstellen, ist auch der Leiter der Caritas-Auslandshilfe Christoph Mülleder überzeugt. Auch die Caritas hat einen starken Arm für Entwicklungsarbeit. Sie hat ein weltweites Netz mit Partnerorganisationen in fast allen Ländern der Welt. Entwicklungszusammenarbeit wird auch von vielen privat organisierten ehrenamtlichen Gruppen geleistet. Seit 30 Jahren ist die Initiative „Eine Welt Braunau“ in verschiedenen Weltgegenden aktiv – und bringt über die Schulen junge Menschen mit der Thematik in Berührung. Rund 100 Projekte hat der Kreis schon begleitet, besonders in Nicaragua.
Land fördert Praxiseinsätze. Unter Applaus des Publikums kündigte Entwicklungs-landesrat Josef Stockinger an: Oberösterreich wird künftig junge Leute, die einen freiwilligen mindestens dreiwöchigen Praxis-Einsatz in Entwicklungsländern leisten, finanziell unterstützen. „Ursprünglich waren wir skeptisch, weil wir nicht einfach nur exotische Urlaubsmöglichkeiten finanzieren wollen, die Erfahrung zeigt aber, dass die jungen Menschen, wenn sie zurückkommen, sehr viel beitragen, das Verständnis der Zusammenhänge zu fördern“, begründet Stockinger die Maßnahme. Kirchlich gibt es auch vom Arbeitskreis Weltkirche und Entwicklungsförderung Unterstützung für solche Einsätze.