Angehörige, Ärzte und Pflegepersonal sind bei schwer kranken oder sterbenden Patienten oft mit heiklen ethischen Fragen konfrontiert. Für diese Situationen hat der Landesverband Hospiz Oberösterreich ein Beratungsangebot entwickelt.
Ausgabe: 2016/42
18.10.2016 - Josef Wallner
Ein 89-jähriger Bewohner eines Altenheims ist seit vielen Jahren dement. Er hatte schon mehrere Schlaganfälle und leidet an massiven Schluckstörungen. Nur durch das Anlegen einer Sonde durch die Bauchwand könnte die Ernährung gesichert werden. Aufgrund einer Vorsorgevollmacht ist seine Tochter die alleinige Entscheidungsverantwortliche für ihren Vater. Magensonde ja oder nein – die Frage wird zur unerträglichen Belastung für die Tochter. Was Diplomkrankenschwester Helga Sterrer bei der Pressekonferenz von Hospiz Oberösterreich kürzlich erzählte, war nicht aus der Luft gegriffen. Der Fall des 89-jährigen Heimbewohners macht deutlich, dass die moderne Medizin mit ihren Möglichkeiten der Lebenserhaltung bei schwerstkranken Patienten nicht selten zu schwierigsten ethischen Dilemma-Situationen führt. Praktische Ärzte, die Leitungen der 135 oö. Alten- und Pflegeheime sowie Mitarbeiter/innen der Hauskrankenpflege können sich in solchen Fragen an ein Beraterteam von Hospiz Oberösterreich wenden. Seit Frühjahr 2016 wurden acht Beratungen in Linz durchgeführt, nun ist das Projekt auf ganz Oberösterreich ausgeweitet. Der angesprochene alte Herr bekam übrigens keine Magensonde und ist nach etwa zwei Wochen verstorben. Seine Tochter blieb – dank Beratung – ohne Schuldgefühle zurück.