Fast 500 Oberösterreicher/innen haben in den letzten 100 Jahren als Missionarinnen und Missionare gewirkt. Das Land Oberösterreich, die katholische und evangelische Kirche dokumentieren ihr Wirken.
Ausgabe: 2016/44
31.10.2016 - Matthäus Fellinger
Damals, erzählt Sr. Margret Obereder, redete man noch von Heidenkindern, die man missionieren müsse. Damals, das war 1957, als im bayerischen Gars am Inn der Orden der Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser gegründet wurde. Es ist der weibliche Zweig der Redemptoristen, und weil Gabriele Obereder aus Attnang-Puchheim stammt, kam sie später mit dem dort beheimateten Orden in Verbindung.
Heute ist Sr. Margret Generaloberin der Gemeinschaft. Diese wirkt in Deutschland, Österreich, Japan, Bolivien, Chile und in der Ukraine. Vor allem auch mit dem Konzil hat sich das Verständnis von Mission gründlich gewandelt. „Letztlich“, so sagt es Bischof Manfred Scheuer, „geht es in der Mission darum, zu zeigen, was man liebt.“ Die Missionarinnen und Missionare haben der Mission ihr Gesicht gegeben, „sie haben sich hinaus gewagt, vor allem in der Hinwendung zu den Ärmsten und Armen, wo sonst niemand ist.“
Oberösterreichs Pioniere
Namen wie Weihbischof Alois Wagner und Eduard Ploier standen für diese Entwicklungszusammenarbeit. Was besonders bemerkenswert ist: In Oberösterreich wurde die kirchliche Entwicklungsarbeit schon seit den Sechzigerjahren vom Land Oberösterreich kräftig unterstützt. Damals haben sich viele entschieden, ihrer Berufung in ferne Länder zu folgen, um im Sinne der Christusbotschaft zu wirken und Menschen in sozialen Nöten zu helfen. Sr. Margret Obereder war von 2001 bis 2013 in der Ukraine tätig. Auch wenn nur ein ganz kleiner Bruchteil der Menschen sich taufen ließ, dankbar sind die Menschen für die Arbeit der Schwestern allemal gewesen.
Das Land Oberösterreich hat nun zusammen mit der katholischen und evangelischen Kirche ein eindrucksvolles Zeugnis dieser Verbindung Oberösterreichs mit der Weltkirche vorgelegt: In einem Sammelband sind 456 katholische und 21 evangelische Missionarinnen und Missionare, die das Wagnis Weltkirche im 20. und 21. Jahrhundert selbst eingegangen sind, portraitiert. Ursprünglich waren Andreas Reumayr von der Missionsstelle der Diözese Linz rund 250 Namen bekannt, im Lauf der Recherchen haben sich die Zahlen mehr als verdoppelt.
Mit den relativ bescheidenen Mitteln, die Oberösterreich ausgibt, würde rund 600.000 Mennschen direkt geholfen, sieht Landeshauptmann Josef Pühringer das Geld im Entwicklungsbereich besonders sinnvoll investiert. „Mission verändert unser Selbstverständis und unser Weltbild“, meinte Superintendent Gerold Lehner.
Zum Thema
Das Buch
Aktuell leben 48 Frauen und 20 Männer aus der Diözese Linz als Missionare und Missionarinnen in verschiedenen Ländern. Der Großteil davon sind Ordensleute, vier Weltpriester und ein Diakon stammen ebenfalls aus Oberösterreich. Im nun vorliegenden Buch „Mission und Entwicklungszusammenarbeit aus Oberösterreich“ sind 253 Frauen und 203 Männer porträtiert, zusammen 456 Personen aus der katholischen Kirche. 132 von diesen leben noch bzw. sind noch im Einsatz. Von der evangelischen Kirche sind 21 Por-träts im Buch enthalten.
Monika Würthinger, Leiterin des Diözesanarchivs, verweist auf eine Blüte der Missionsarbeit, als Ende des 19. Jahrhunderts neue Missions- und Ordensgemeinschaften entstanden, etwa die Mariannhiller und die Steyler Missionare. Geworben wurden die Missionare und Missionarinnen durch Missionszeitschriften und eigene „Reisebrüder“. Ab Ende des 19. Jahrhunderts traten die Frauenorden verstärkt auf. So legten die Franziskanerinnen von Vöcklabruck 1922 in den USA den Grundstein für eine eigene Provinz in Missouri. Die Gramastettnerin Sr. Rosa Lummerstorfer baute eine Zisterzienserabtei in Bolivien auf. Auch zwei Missionsbischöfe stammen aus Oberösterreich: Josef Rosenhammer OFM und Richard Weberberger OSB.
Mission und kirchliche Entwicklungszusammenarbeit aus Oberösterreich. Hrsg. von Monika Würthinger, Andreas Reumayr und Gerold Lehner, 568 Seiten.