„Ich erlebe meinen Glauben als eine starke Kraftquelle, die mein konkretes Leben trägt. Dazu gehört auch, dass ich in einer lebendigen Christengemeinde vor Ort Beheimatung habe. Damit andere Ähnliches erfahren, arbeite ich in der Kirche mit“, sagt Ingrid Troy aus Bezau im Bregenzer Wald.
„Die Kirche ist im Umbruch. Das spüren wir jetzt auch in den Dörfern des Bregenzer Waldes immer stärker“, sagt Ingrid Troy (41). Man merke das beim Sonntagsgottesdienstbesuch, im Religionsunterricht, bei der Firmvorbereitung oder auch im Gespräch mit jüngeren Frauen und Männern, denen vieles in der Kirche fremd sei. „Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass man als Kind und Jugendlicher in den Glauben und in die Kirche hineinerzogen, oder besser hineingelebt wird“, fasst Troy ihre Erfahrungen als Religionslehrerin und langjährige Firmbegleiterin zusammen.
Seit 25 Jahren arbeitet Troy in der Pfarre Bezau mit; zuerst im Jugendausschuss, dann im Liturgiekreis und in der Sakramentenvorbereitung. In ihrer Arbeit war es ihr immer wichtig, „dass die Menschen einen Glauben erfahren und zu einem Glauben finden, der mit ihrem Leben zu tun hat, der in den guten wie in den schwierigen Zeiten unseres Alltags eine Quelle der Freude und ein Halt ist. Das“, so sagt sie, „sehe ich heute noch als eine stärkere Herausforderung als früher. „Wir müssen heute die Symbole der Liturgie, die Sprache der Verkündigung den Menschen entschlüsseln.“ Seit vielen Jahren, so Troy, begleite sie Gruppen bei „Exerzitien im Alltag“. „Da erlebe ich, wie gut es den Leuten tut, wenn man – etwa mit neuen religiösen Texten, mit einfachen Ritualen oder auch im Gespräch – Glaube und Alltag in Zusammenhang bringt.“ Deshalb könne sie auch mit konservativen Strömungen nichts anfangen, die sich verbissen an hergebrachte Formen und Sprechweisen klammern. „Die lassen die Leute vor der Tür stehen und sehen sich selber als ,heiliger Rest‘.“
Ein weiteres Anliegen ist Ingrid Troy – auch als PGR-Vertreterin des Dekanates Hinterwald – eine neue Kultur der Wertschätzung gegenüber ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen. „Wir sind in unseren Dörfern sehr stark auf die Mitarbeit Ehrenamtlicher angewiesen, wenn wir lebendige Pfarren wollen. Die guten Leute aber sind nicht so einfach zu gewinnen, auch weil manche nicht mehr den religiösen Hintergrund haben und sich manches vielleicht auch nicht zutrauen. Deshalb wäre es so wichtig, dass wir diesen Menschen Erfahrungen der Gemeinschaft bieten, dass wir ihre Arbeit öffentlich und persönlich wertschätzend würdigen und sie auch geistig und geistlich begleiten. Da sind auch die Priester gefordert“, meint Troy. „Wenn ich etwa die Kirchenschmückerinnen des Dekanates zu einem gemeinsamen Frühstück mit anschließendem Vortrag einlade, erlebe ich, wie sich die Frauen darüber freuen – aber auch, dass diese Wertschätzung leider nicht selbstverständlich ist.“
Nichts hält Troy von Konzepten, mehrere Pfarren zusammenzulegen. „Ohne Pfarre stirbt etwas im Ort ab und es stirbt etwas von Kirche. Denn der Glaube braucht auch die Beheimatung in einer Gemeinschaft von Menschen, mit denen ich im Alltag zusammenlebe, er braucht Christinnen und Christen in Rufweite, die mit mir gehen. Deshalb ist für mich der Sonntag mit der Messe noch nicht zu Ende, dazu gehört auch der Frühschoppen mit Freunden. Das ist Kirche.“
Nach Mariazell
Als PGR-Dekanatsvertreterin ist Ingrid Troy auch in den diözesanen Reformprozess (Pastoralgespräch „Die Wege der Pfarrgemeinden“) eingebunden. „Bei uns“, sagt sie, „interessieren sich die Leute aber kaum für diese Fragen. Solange sie einen Pfarrer und genügend Messen haben – auch dank des Franziskanerklosters – ist für viele alles in Ordnung. Da lässt sich auch kaum was Neues aufbauen, etwa die Ausbildung von Wort-Gottes-Leiter/innen“, meint Troy. Auf den PGR-Kongress in Mariazell freue sie sich. „Es ist schön, wenn Leute miteinander für einen guten Weg der Kirche in die Zukunft beten, darüber beraten und miteinander ihren Glauben feiern.“ Sie hoffe, dass ihr „liebster Freund, der Heilige Geist“ in Mariazell kräftig mit dabei ist. Denn vieles in der Kirche liege schon zu lange auf Eis, „da bewegt sich so wenig. Und das macht es manchen Leuten wirklich schwer, Glaube zu leben. Dann entfernen sie sich immer mehr und gehen bei bestimmten provokanten Anlassfällen weg.“