Tatort Kirche: Attnangs Martinskirche wurde im April mit einer Wasserpfeifenzeichnung beschmiert, die Pilgermadonna im Linzer Mariendom im Frühjahr beinahe entwendet und die Stadtpfarrkirche Steyr war bereits mehrmals Ziel von Brandstiftern.
Immer häufiger kommt es in den Pfarren zu Sachbeschädigung durch Vandalismus. Als Antwort schließen viele Gemeinden ihre Kirchen außerhalb der Gottesdienstzeiten. In der Stadtpfarre Steyr plant man nun sogar eine Videoüberwachung des Gotteshauses.
Der Vorplatz der Stadtpfarrkirche Steyr ist unter Schülern ein beliebter Treffpunkt. Man plaudert, isst eine Pizza, trinkt vielleicht noch ein paar Dosen Bier. Einem Teil der Jugendlichen ist das jedoch noch nicht der Unterhaltung genug. So wird der Steyrer Dom zum Ziel von Vandalenakten, die die Kirche entweihen. Mit Cola und Bier im Weihwasserbecken, Kondomen im Kirchenvorraum und beschmierten Wänden ist Pfarrer Mag. Roland Bachleitner regelmäßig konfrontiert. Die Täterschaft bleibt hier so wie bei den Brandanschlägen der vergangenen Jahre fast immer im Dunkeln. „Nur einmal habe ich Jugendliche erwischt, die mit Stangen in der Kirche gefochten haben“, erzählt der Geistliche.
Kirche nach Brandanschlag zusperren. Um der Kirchenschändung Herr zu werden, schließt der Steyrer Pfarrer stundenweise die Pforten seiner Kirche. Ähnlich reagierte in Linz-St. Peter Pfarrer Mag. Franz Zeiger. Nach dem Brand eines Altartuches im letzten Monat musste er zu dieser unpopulären Maßnahme greifen. „Was soll ich tun? Ich kann mir nicht die Kirche anzünden lassen, nur damit offen ist“, sagt Zeiger. „Die Ferienzeit ist gefährlich. Da ist den Jugendlichen fad.“ Der Priester findet es in diesem Zusammenhang „idiotisch“, dass gerade im Sommer fast alle Linzer Jugendzentren geschlossen sind. Dennoch, betont Franz Zeiger, sei der Vandalismus kein reines Jugendproblem. „Vor fünf Jahren hat uns eine 50-Jährige die Kirche angezündet.“
Trauermauer als Klo missbraucht. Kirchen werden vermehrt Zielscheiben von Vandalismus. „Die Leute haben weniger Ehrfurcht und Respekt vor den Kirchen als früher“, meint Siegfried Hafner, Mesner im Linzer Mariendom. Er hat im letzten Jahr erlebt, dass Menschen ihre Notdurft mitten im Kirchenraum erledigten und zu der Trauermauer urinierten. Erst vor Kurzem versuchten Diebe die Pilgermadonna zu entwenden. Zwar kann der Mesner mit seiner Präsenz viele Vandalenakte verhindern. Eine zusätzliche Polizeistreife durch den Dom würde er dennoch sehr begrüßen. Dass diese keine Garantie ist, zeigt das Beispiel der Attnanger Martinskirche. Nachdem die Kirche im April beschmiert wurde, fährt die Polizeistreife nach eigenen Angaben zweimal täglich vorbei. „Sobald wir weg sind, kommen die Vandalen zurück“, heißt es seitens der örtlichen Polizei.Bleibt für die Pfarren noch die Videoüberwachung. Auf diese will der Steyrer Stadtpfarrer nach erfolgter Kirchenrenovierung setzen. Nicht nur außen, auch innen sollen Kameras für Wachsamkeit sorgen. „Ich denke, die Gläubigen fühlen sich dann endlich sicherer.“ Es ist eine Maßnahme, die sich Franz Zeiger für seine Linzer Pfarre dagegen nicht vorstellen kann. „Für mich klingt das zu sehr nach Überwachungsstaat.“
ZUR SACHE
Keine Versicherung gegen Vandalismus
Wenn Kirchenmauern beschmiert oder Altartücher angezündet werden, ist das in der Diözese Linz kein Versicherungsfall. Den Schaden muss die Pfarre alleine tragen. Eine Ausnahme bildet der Glasbruch. Es existiert keine Vandalismusversicherung, wie die „Ecclesia“ mitteilt. Bei dieser Versicherung sind alle kirchlichen Gebäude der Diözese Linz versichert. „Das Vandalismusrisiko ist sehr hoch, deswegen wären sehr hohe Prämien zu zahlen“, so Wolfgang Feldrini von der „Ecclesia“.
Prävention. Um Vandalismus und Diebstahl vorzubeugen, ist es ratsam, für möglichst große Präsenz der haupt- und ehren- amtlichen Mitarbeiter/innen zu sorgen, empfiehlt das Kunstreferat der Diözese Linz. Alarmanlagen würden nur dort sinnvoll sein, wo eine Polizeistation in der Nähe ist. Videoüberwachung wird nur im Außenbereich empfohlen.