„Hätten wir nichts Logopädisches gemacht, wäre das weiter und weiter gegangen und mein Sohn hätte sich in der Schule sehr schwer getan“, sagt die Kindergärtnerin Maria Zehetner aus St. Marien. Zum Glück wurde bei einer Reihenuntersuchung im Kindergarten Josefs Sprachproblem entdeckt.
Ausgabe: 2012/22, Kraktor, Traktor, Logopädie, Caritas, Maria Zehetner ,
29.05.2012 - Ernst Gansinger
Die Logopädie der Caritas für Kinder und Jugendliche in Oberösterreich feiert heuer das 50 Jahr-Jubiläum. Was 1962 klein – mit einer Sprachheilkindergärterin – in Linz begann, ist mittlerweile ein stattlicher Bereich: in 36 Therapie- und Beratungsstellen arbeiten 17 Mitarbeiter/innen, 15 sind Logopädinnen.
Reihenuntersuchungen. Einer von ihnen verdankt Josef Zehetner, dass die ersten Schuljahre nicht zu einer schwierigen Zeit wurden. Sein Problem, TR als KR auszusprechen (Kraktor), blieb bis zur Reihenuntersuchung im Jahr vor Schulbeginn unbemerkt. Erst die Logopädin, die in den Kindergarten kam, stellte Förderbedarf fest. Was die erfahrene Kindergärtnerin Maria Zehetner bis dahin nur von der beruflichen Seite als Kindergarten-Pädagogin kannte, betraf sie nun als Mutter. Und musste zunächst einmal schlucken. 2/3 haben Probleme. 66 Prozent der voriges Jahr 3660 durch Reihenuntersuchungen in den Kindergärten getesten Kinder haben Probleme mit der Sprache und dem Sprechen. Sprache aber ist eine Brücke von Mensch zu Mensch. Die Sprache und das Sprechen zu entwickeln, ist daher eine Brückenbauhilfe.
Spielend. Nach der Diagnose wurde Maria Zehetner eingeladen, ihr Kind zur logopädischen Förderung zu bringen. In der Folge war Josef mit seiner Mutter ein Jahr lang einmal pro Woche bei der Logopädin. Von Anfang an hat alles gepasst, erzählt die Mutter, die auch acht Jahre danach noch viele gute Erfahrungen im Gedächtnis gespeichert hat. Mit spielerischen Mitteln arbeitete die Logopädin an der Verbesserung der Lautbildung. Spiele, Spielzeug, Bausteine, Kassetten – alles half beim Lernen „Ich habe dort mitbekommen, dass man es auch lustig machen kann“, schildert Frau Zehetner die Eindrücke des logopädischen Jahres ihres ersten Sohnes.
„Vielen Dank!“ Die Abteilung Jugendwohlfahrt des Landes Oberösterreich hat der Caritas, die Volkshilfe und das Magistrat Linz mit der flächendeckenden logopädischen Versorgung aller Kindergärten beauftragt. Eine Elternbefragung im Jahr 2007/2008 bestätigt den Logopädinnen, wie sehr ihre Arbeit geschätzt wird. „Vielen Dank“ hieß es in zahlreichen Variationen in den Rückmeldungen: „Die Übungen waren ganz toll, innerhalb von zwei Wochen hat mein Sohn ‚sch‘ frei sprechen können und er hat sich immer auf die lustigen Spiele gefreut“, schrieb zum Beispiel eine Mutter. Und eine andere formulierte es kurz und prägnant: „Mit Spielen zum Erfolg! Vielen Dank!“
Familien-Aufgabe. Schon als er vier Jahre alt war, wurde für Lukas, den jüngeren Bruder von Josef bei einer Reihenuntersuchung eine logopädischen Förderung empfohlen. Seine sprachlichen Probleme waren auffälliger. Redefluss, Satzbildung, Begriffe einem Oberbegriff zuzuordnen – das alles brauchte intensives Üben. Lukas übte gerne, er war stolz, eine Mappe zu haben, die Anleitungen fürs Üben beinhaltete. Die Familie übte mit ihm, so oft sich Gelegenheit bot. Frau Zehetner betont die Wichtigkeit der Familie, die zwar – unterstützt durch Expert/innen – wie in der Erziehung auch in den theareupeutischen Bemühungen gefragt ist.
Satzglieder bestimmen. „Wir haben es wieder hingekriegt“, kann Maria Zehetner auf eine sehr gelungene Problemkorrektur zurück blicken, die dank der Logopädie möglich wurde. War es beim älteren Sohn eine tiefsitzende Kleinigkeit, hatte der Jüngere größere sprachliche Problem, die zwei Jahre logopädische Förderung und auch Zähigkeit des Kindes erforderten. Heute macht Lukas richtig Spaß, was ihm einst massive Probleme bereitet hat: Satzglieder bestimmen.