Ein Osterstriezel braucht gute Zutaten - und Zeit, damit er aufgehen kann. Auch die Botschaft Gottes braucht Zeit, um "aufzugehen". Leitartikel von Matthäus Fellinger
Ausgabe: 2017/14
04.04.2017 - Matthäus Fellinger
Mehl, Milch, Butter, Salz, Zucker, Ei und Germ. Das sind die Zutaten. Wer einen Osterstriezel bäckt, weiß: Eine ganz entscheidende Zutat fehlt im Rezept: Die Zeit, die es braucht, damit der Teig aufgehen kann – sonst wird nur ein unansehnlicher Klumpen daraus. Niemand würde ihn essen. Rasten muss er und gehen. Dann wird etwas draus.
Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Für Christinnen und Christen ist sie eine geschenkte Zeit, damit aufgehen kann, was von Gott her kommt. „Was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben vom Wort des Lebens“ (1 Joh 1) – aufgehen soll es. Und das braucht Zeit.
Wir leben in einer Welt, in der die besten Zutaten zur Verfügung stehen: Informationen mehr als genug. Erlebnis- und abwechslungsreich sind die Tage. Vieles dringt an Auge und Ohr. Nicht weniges probieren wir mit eigenen Händen. Doch es rastet nicht ein in das Leben, wenn man alle dem nicht die Zeit zum Gären gibt. Gehen muss es. Zu Herzen gehen.
Die Karwoche ist eine Einladung, die zentralen Glaubensbotschaften mitzugehen, vom Palmsonntag bis hin zum Weg nach Emmaus. Man muss die Botschaft in sich gehen lassen und rasten lassen. Nicht nur der Osterstriezel braucht vor allem Zeit.