Bei der Hochzeit in Kana wurde aus Wasser bester Wein. Wunder wie diese geschehen selten. Gebete erfüllen sich oft nicht. Wasser bleibt Wasser, Gott ist kein Erfüllungsautomat. Niemand weiß, was Gott mit der Welt vorhat.
Ausgabe: 2013/03, Sonntag, Wasser, Evangelium, Lesung, Hochzeit in Kana, Wein, Sint
16.01.2013
Evangelium
Johannes 2, 1–11 Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
1. Lesung
Jesaja 62, 1–5 Um Zions willen kann ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis das Recht in ihm aufstrahlt wie ein helles Licht und sein Heil aufleuchtet wie eine brennende Fackel. Dann sehen die Völker deine Gerechtigkeit und alle Könige deine strahlende Pracht. Man ruft dich mit einem neuen Namen, den der Mund des Herrn für dich bestimmt. Du wirst zu einer prächtigen Krone in der Hand des Herrn, zu einem königlichen Diadem in der Rechten deines Gottes. Nicht länger nennt man dich „Die Verlassene“ und dein Land nicht mehr „Das Ödland“, sondern man nennt dich „Meine Wonne“ und dein Land „Die Vermählte“. Denn der Herr hat an dir seine Freude, und dein Land wird mit ihm vermählt. Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.
2. Lesung
1 Korinther 12, 4–11 Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem andern durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem andern – immer in dem einen Geist – die Gabe, Krankheiten zu heilen, einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetisches Reden, einem andern die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenrede, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten. Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.
Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger zu sagen. Zuletzt wurde ich ganz still. Ich wurde, was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist, ich wurde ein Hörer. Ich meinte erst, Beten sei Reden. Ich lernte aber, dass Beten nicht bloß Schweigen ist, sondern Hören. So ist es: Beten heißt nicht, sich selbst reden hören. Beten heißt: Still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.
Søren Kierkegaard
Gott, kannst du nicht ...
Wort zum Sonntag
Herr Herbert ist blind. Er ist Patient einer neurologischen Klinik in Deutschland, wo ich kürzlich auf Ausbildung war. Ich suche mit ihm die Klinikkapelle auf. Er legt seine Hände auf den Altar, ein Stück eines Baumes, der vom Blitz getroffen wurde. Er tastet, fühlt das Holz mit seinen Fingern. „Was wünschen Sie sich?“, frage ich ihn. Er erwidert: „Dass es wird, wie es einmal war.“ Und er erzählt von jener Lebendigkeit, die er als Kind hatte und die nun aufgrund schwerer Depressionen verloren ging. Bei der Hochzeit von Kana geht den Feiernden der Wein aus. Der Wein steht für die Freude, für Fröhlichkeit und Lebendigkeit. Gut, dass Jesus da ist. Aber er zögert, lässt sich bitten. Und er vollbringt ein Wunder: Sechs Krüge voll Wasser verwandelt er in Wein. Staunen ringsherum. Die Hochzeitsgesellschaft kann mit Freude und noch besserem Wein weiterfeiern.
Wunder wie diese geschehen selten. Gebete erfüllen sich nicht, wie ich es möchte. Wasser bleibt Wasser. Ich weiß, Gott ist kein Erfüllungsautomat. Ich kann nicht in seine Karten schauen. Ich weiß nicht, was er mit mir, den Menschen, der Welt vorhat. Das hält mich nicht ab zu beten: „Kannst du nicht Herrn Herbert ein bisschen von jener Lebendigkeit schenken?“ „Warum lässt du Frau Monika so leiden?“ Keine Antwort. Schweigen. Unser Ausbildungsleiter in der Klinischen Seelsorge in Deutschland hat mir reinen Wein eingeschenkt. Er meinte, ich sollte nicht auf die Erfüllung der Wünsche starren. Ich sollte nicht auf den Himmel vertrösten. Er ermutigte mich, Menschen aussprechen zu lassen, woran sie leiden und wonach sie sich sehnen. Wasser und Wein: Die Diskrepanzen des Lebens nicht auflösen, sondern in Bewegung halten, mit aushalten, hinhalten auf ein Morgen, auf Gott hin. Herrn Herbert sagte ich beim Verabschieden: „Ich komme morgen wieder“. Und er meinte: „Ja, kommen Sie wieder. Ich freue mich!“, und er weinte.
Zum Weiterdenken
Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten. hilde domin