Auf diesen besonderen Abend hat sich Martin Grubinger seit Wochen gefreut, erzählt der heimische Weltstar. – Die Freude über sein „Heimspiel 2.0“ bei Klassik am Dom war auch beim Publikum ungebrochen groß. Zu Recht.
Ausgabe: 2017/29
18.07.2017 - Elisabeth Leitner
Lässt sich das musikalische Feuerwerk, das Percussionist Martin Grubinger schon 2016 am Linzer Domplatz entzündete, noch steigern? Die Antwort heißt schlicht: Ja! Wie ein einziger pulsierender Klangkörper, der stetig vorwärts strebt, so wälzte und tänzelte Grubingers „Percussive Planet Ensemble“ mit ihm an der Spitze am Domplatz über die Bühne. An die 3000 Besucher/innen ließen sich von diesem Klang- und Rhythmuserlebnis in Bann ziehen. Wild und mächtig, zart und intim zauberte der Weltstar, der in Neukirchen an der Vöckla lebt, eine Komposition nach der anderen mit seinen genialen Musikern auf die Bühne.
Mariendom: Teil des Abends
Mit Musik von „Toto“ begann der Konzertabend, der erstmals live in ORF III übertragen wurde. Schon mit den ersten Rhythmen nahm Grubinger das Konzertpublikum mit auf seine Reise um die Welt, die immer wieder an die Musiktradition in (Ober-)Österreich andockte und diese weiterspann. Bei „Jovano Jovanke“ machte das Ensemble genauso glaubwürdig und mitreißend in Osteuropa Station wie bei Herbie Hancocks „Watermelon man“ in den USA . Berührend, intim das „Agnus Dei XIV“ von Martin Grubinger: dieses erklang aus dem Innenraum des Doms und zeigte die zarten Seiten dieses Ensembles. Der Mariendom selbst war nicht nur prächtige Kulisse, sondern Teil der Inszenierung und wurde vom Lichtkunstkollektiv „Lichttapete“ großartig mit Projektionen und Collagen an der Außenwand bespielt.
Vielfalt und Qualität in Oberösterreich
Zwischen den einzelnen Nummern bereiteten die zahlreich eingespielten Videofilme von prominenten Oberösterreichern das Publikum auf den nächsten musikalischen Beitrag vor. In den kurzen Filmbeiträgen versuchten sich u. a. Gerlinde Kaltenbrunner, Günther Lainer, Anton Zeilinger und Franz Welser-Möst an verschiedenen Percussioninstrumenten an jeweils unterschiedlichen Plätzen in Oberösterreich. Sie alle machten mit Witz und Charme die Vielfalt dieses Bundeslands sichtbar, während die Schlagwerker auf der Bühne die Qualität der heimischen Musikszene wieder einmal hörbar machten: Viele sind Studienkollegen bzw. Lehrer von Martin Grubinger aus jener Zeit, in der der Ausnahme-Schlagwerker am „Konsi“ (heute Anton Bruckner-Privatuniversität) in Linz studierte.
International
Der Percussionist Martin Grubinger ist schon lange auf den großen Bühnen dieser Welt erfolgreich. Der TV-Auftritt mit dem von ihm komponierten „Interval Act“ während des Song Contest 2015 brachte dem sympathischen Künstler neues Fanpublikum im In- und im Ausland. Seine diesjährige Variation des „Interval Acts“ mit Mahlers Choral aus der 2. Symphonie „Mit Flügeln, die ich mir errungen“ begeisterte wiederum und wurde vom Chorverband OÖ. beeindruckend von der hohen Sandsteinbalustrade am Mariendom ins Publikum „hinunter“ gesungen. Auch Joe Zawinuls „birdland“ entführte erneut in einen wunderbaren Musikkosmos. – Vom Trommler aus Burkina Faso bis zum Posthorn-Bläser haben sämtliche Musiktraditionen Platz in Grubingers Musikwelt: Kreativität, Freude am Spiel und Exaktheit bestechen Kritiker genauso wie das Publikum. Die Besucher/innen bedachten den Star und sein Ensemble am Ende mit Standing Ovations. Grubinger zu seinem Auftritt in Linz: „Wir wollten zeigen, dass Oberösterreich ein Zentrum der Musik ist und haben es richtig genossen, hier zu spielen. Dürfen wir nächstes Jahr wiederkommen?“ Der lang anhaltende, heftige Applaus dürfte Antwort genug sein.
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