Schon oft hieß es für Bischof Ludwig Schwarz: umziehen, neu beginnen. Jetzt wohnt er bei den Don-Bosco-Schwestern in Vöcklabruck und hofft, dass dies sein letzter Umzug war. Endlich Zeit zum Lesen, zum Beten – und für Menschen. Ein Gespräch mit dem nun emeritierten Bischof von Linz.
Wir haben hier keine bleibende Stätte. Dieses Wort aus dem Hebräerbrief hat sich für den nun emeritierten Bischof Dr. Ludwig Schwarz schon oft bewahrheitet. Immer wieder hieß es: umziehen, neu anfangen. Der erste große Umzug war ein gewaltsamer, als die Familie nach dem Krieg aus Bruck an der Donau in der Slowakei vertrieben wurde. Wien wurde zur neuen Heimat.
Als Jugendlicher hieß es bald erneut umziehen, diesmal aus eigenem Willen. Man könnte auch sagen: um einer Berufung zu folgen. Der Weg führte zu den Salesianern Don Boscos. Sein Leben als Ordensmann war immer wieder mit neuen Aufgaben verbunden – und hat den jungen Priester an stets neue Orte geführt: Unterwaltersdorf. Klagenfurt. Benediktbeuern. Horn. Dann für lange Zeit nach Rom, schließlich zurück nach Wien. 2001 wurde Ludwig Schwarz Wiener Weihbischof – und 2005 stand ein neuer, auch für ihn überraschender Umzug an. Nach Linz ging es diesmal. Für zehn ganze Jahre und ein halbes dazu wurde Ludwig Schwarz Bischof von Linz. Vor zwei Wochen hieß es wiederum Schachteln und Koffer packen. „Jeder Umzug ist eher unangenehm, und mit dem Alter wird es auch mühsam“, erzählt der Bischof, „aber ich hoffe, dass es der letzte Umzug in meinem Leben ist.“
In Vöcklabruck
Jetzt lebt Bischof Ludwig in Vöcklabruck: Erstens, weil er in der Diözese Linz bleiben wollte, begründet Schwarz diesen Schritt. Dann auch, weil die Don-Bosco-Schwestern nach dem Tod von P. Ludwig Schmidt keinen Seelsorger mehr hatten. Diesen Schwestern, die in Vöcklabruck eine geachtete Schule mit rund 600 Schülerinnen und Schülern führen, möchte er nun mit seinen priesterlichen Diensten beistehen.
Im Grundklang der Freude
Auf dem Tisch steht eine Kerze mit der lateinischen Aufschrift „Servite domino in laetitia“ – Dient dem Herrn in Freude. Es ist der Wahlspruch des Bischofs. Das Zitat aus Psalm 100 hat er als Richtschnur für sein Wirken gewählt, weil es eine Grundhaltung ausdrückt: „Die zu Christus gehören und für ihn arbeiten, tun dies in einer tiefen Freude.“ Mit der Freude ist es nicht immer einfach gewesen in diesem Amt, gesteht Schwarz. Es gab schwierige, oft auch traurige Ereignisse. „Dass die Freude der Grundklang unseres Lebens bleibt, das ist mir ein Anliegen gewesen.“
Schwierige Tage
Da erinnert sich Bischof Schwarz an die schwierigen Tage. Zum Beispiel an die Turbulenzen um die Weihbischofsernennung des Windischgarstener Pfarrers Gerhard Wagner im Jänner 2009. Schwarz wollte Unterstützung in der großen Diözese haben. Die Ernennung scheiterte jedoch. Schwarz bekam dann auch keinen „Ersatz“ für Wagner. So war er froh um die intensivere Unterstützung durch die Bischofsvikare und den Generalvikar. Das wohl traurigste Kapitel während der Amtszeit war das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im Jahr darauf. Mit der Einrichtung einer Ombudsstelle und der Kommission gegen Missbrauch und Gewalt entschied er sich mit seinen engsten Mitarbeitern für einen offenen Umgang mit den Vorwürfen. Es sollte vor allem den Opfern geholfen werden. „Ganz gutmachen kann man ja so etwas nicht“, ist sich Bischof Schwarz bewusst.
Herausfordernd
Der immer drängender werdende Priestermangel stellte die Diözese vor schwierige Probleme. „Eine echte Hilfe sind die Laien-Mitarbeiter“, blickt der scheidende Bischof auf die Wege zurück, die dennoch gefunden wurden: Pfarrassistentinnen und -assistenten, Diakone, Laien in Seelsorgeteams haben in Zusammenarbeit mit Priestern viele Aufgaben übernommen.
Ein Siebtel des Lebens
Es war ziemlich genau ein Siebtel des Lebens, das Bischof Ludwig Schwarz für die Diözese Linz als ihr 13. Bischof gewirkt hat. „Die Anfangsphase war schon eine Herausforderung“, gesteht er: „Es war mir aber ein Anliegen, Seelsorger und Priester, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarrgemeinden bald kennenzulernen.“ Großen Wert hat er auf die meist dreitägigen Pfarrvisitationen gelegt, die ihn mit den Einrichtungen in Pfarren und Gemeinden, auch in den Schulen, bekannt gemacht haben.
Gegenseitige Wertschätzung
Bischof Ludwig Schwarz schlägt eine Mappe auf und liest aus dem Brief des Jugendseelsorgers der Diözese Linz vor. Dieser dankt ihm für die vielen gemeinsamen Unternehmungen für junge Menschen, besonders bei den Jugendkatechesen zunächst in der Domkrypta, dann in den Regionen. Briefe wie diese freuen den nunmehrigen Altbischof. Sie stehen für gegenseitige Wertschätzung. Erst gestern war eine Abordnung der Arbeitslosenstiftung bei Bischof Ludwig. Auch sie hat ihm gedankt. Arbeitslos zu sein ist ein schweres Los. Dass die Kirche gerade diesen Menschen hilft, gehört für Ludwig Schwarz zum Kernauftrag von Kirche. „Die Schwächeren in der Gesellschaft müssen wir wahrnehmen“, sagt er. Das Gespräch mit den politischen Repräsentanten gehört ebenso zum Geschäft des Bischofs. Kirche will und soll in der Gesellschaft wirksam bleiben.
Wunsch an den Nachfolger
Befragt, was er seinem Nachfolger Manfred Scheuer mitgeben möchte, antwortet Ludwig Schwarz spontan: „Vor allem Mut möchte ich ihm machen, den Schritt nach Linz in Freude zu tun.“ Und: Dass ihm die Caritas ein großes Anliegen bleibt, das wünscht er sich von ihm.
Den Kranken ein Bruder
Für sich selbst freut sich Schwarz, dass er nun freier vom Zeitdruck sein wird. Er freut sich auf die Lektüre religiöser Bücher, besonders der Schriften seines Salesianer-Ordens, – „auch auf ein noch genaueres Lesen der KirchenZeitung“, fügt er hinzu. Und dass er sich überhaupt ein wenig Zeit lassen kann für das Beten und für Begegnung. Und: „Kranken, auch älteren Mitbrüdern, möchte ich ein tröstender Bruder sein.“ Die Don-Bosco-Schwestern in Vöcklabruck freuen sich, dass sie dabei an erster Stelle seiner Mitsorge stehen.
Am So., 31. Jänner, 15 Uhr
Dankfest für Bischof Ludwig Schwarz
Am Sonntag, 31. Jänner, 15 Uhr, findet im Linzer Mariendom das Dankfest für Bischof Dr. Ludwig Schwarz statt.
Der 31. Jänner wurde gewählt, weil es der Festtag des hl. Johannes Don Bosco ist, des Gründers des Salesianerordens, dem Bischof Ludwig Schwarz angehört. Die Dommusik wird mit einer Lieblingsmesse des emeritierten Bischofs, der „Spatzenmesse“ von Wolfgang A. Mozart, den Gottesdienst mitgestalten. Der von Thomas Dolezal anlässlich der Bischofsweihe 2001 vertonte Wahlspruch des Bischofs aus Psalm 100 wird ebenfalls zu hören sein. Weil Bischof Schwarz Kinder und Jugendliche ein besonderes Anliegen sind, haben sich bereits 120 Ministrantinnen und Ministranten aus zwölf Pfarren zum Dienst gemeldet. Zum Fest empfiehlt es sich, frühzeitig zu kommen, wenn man einen Sitzplatz haben möchte. Parkplätze stehen beim Stadion und am Urfahrer Jahrmarkt-Gelände zur Verfügung.