Für 58 Kilometer mehr als eineinhalb Stunden Fahrzeit! Die Mühlkreisbahn von Urfahr bis Aigen-Schlägl muss attraktiver werden. Die Züge sollen schneller und im Takt fahren, die Ausstattung der Waggons muss bequem sein und die Anbindung an das innerstädtische öffentliche Verkehrsnetz kundenfreundlich. Das sind einige der wichtigsten Anregungen, die Sprecher/innen verschiedener Organisationen bei der Pressekonferenz „Zukunft der Mühlkreisbahn“ am 17. April vorstellten.
70 Minuten Linz–Rohrbach
Sr. Gisela Radinger vom „Netzwerk von Christen zur Unterstützung der Global Marshall Plan Initiative“ ist der Schutz des Klimas ein persönliches Anliegen. Wenn sie nach Rohrbach fährt, um Verwandte zu besuchen, nimmt sie den Zug. Für die 49 Kilometer ist sie 80 Minuten unterwegs. „Eine rasche Modernisierung dieser Strecke als Normalspurbahn ist dringend notwendig“, sagt sie. Mag. Reinhold Felhofer, ebenfalls vom Netzwerk der Christen, unterstreicht dies. Für ihn als Rollstuhlfahrer hat eine kundenfreundliche Bahn noch eine zusätzliche Bedeutung. Auch Alois Dunzinger vom Netzwerk, Leiter des AK Schöpfungsverantwortung im Pfarrgemeinderat Ottensheim, setzt sich für die Mühlkreisbahn ein. Er kritisiert, dass der Zug auf insgesamt etwa vier Kilometer langsam fahren muss. Denn diese Streckenabschnitte sind seit dem Hochwasser 2002 nicht wieder schnellfahrtauglich gemacht. Dunzinger ärgert das politische „Farbenspiel“ mit der Mühlkreisbahn. Dieses lähme die Demokratie. „Demokratielähmung ist die Krankheit der Zukunft.“
Klimaschutz
Für Heinrich Höbarth, Obmann des Vereins „Klimaschutz-Initiative“, ist die Elektrifizierung der Bahn ein Klimaschutz-Muss. „Strom wird im Zuge des Umstiegs auf erneuerbare Energien an Bedeutung gewinnen und auch für den Verkehr die energetische Grundlage werden. Strom lässt sich auf der Schiene wesentlich effektiver einsetzen als auf der Straße.“ Höbarth bezeichnete das Umspuren auf die Schmalspur (Landtagsbeschluss) als „entsetzlichen Unsinn“. Mit Normalspur kann Komfort und so der Anreiz, auf die Schiene umzusteigen, gesichert werden. Nur auf Normalspur lässt sich der Gütertransport sicherstellen. Mittelfristig werde in Linz mit Biomasse geheizt; Biomasse aus dem Böhmerwald könne gut über die Schiene angeliefert werden. „Klimaschutz bedeute, wo immer es möglich ist, Güter auf der Schiene zu transportieren.“
Kundenfreundlich
Diese Einschätzung teilen alle, die die neue Mühlkreisbahn-Initative tragen: Neben dem Netzwerk der Christen und der Klimaschutz-Initiative sind dies der Verkehrsclub Österreich, die Initiative Zugkunft Mühlkreisbahn, Fahrgast OÖ, der ehemalige Regionalmanager der ÖBB DI Robert Struger und der Umweltsprecher der Diözese Linz, Univ.Prof. Dr. Michael Rosenberger. Ihr Plädoyer ist eingebettet in Forderungen nach einem Taktfahrplan, Rücksichtnahme des Linzer Straßenbahn-Fahrplans auf die Mühlkreisbahn und deren Einbindung in ein zu schaffendes S-Bahn-System. Bis es so weit ist, soll eine mit wenig Aufwand zu errichtende Nahverkehrs-Drehscheibe beim Mühlkreisbahnhof das Umsteigen zwischen Zug und Straßenbahn kundenfreundlich gestalten.
Ökonomischer und sozialer
Professor Rosenberger weist noch auf ökonomische Vorteile öffentlicher Verkehrsmittel hin: Die gemeinsam nutzbaren öffentlichen Verkehrsmittel sind auch volkswirtschaftlich gesehen günstiger als die Individualverkehrsmittel, die 23 von 24 Stunden am Tag nutzlos herumstehen. Und sie sind sozialer, da gerade jene Menschen, die sich kein Auto leisten können, auf sie angewiesen sind.
Fakten
5000 Fahrgäste. Täglich fahren 5000 Menschen mit der Mühlkreisbahn. Das entspricht etwa 4000 Autos. „Die Mühlkreisbahn ist keine Nebenbahn“, sagt DI Robert Struger.
Wunsch und Wirklichkeit. 83,7 Prozent wollen gute öffentliche Verkehrsmittel; nur 53 Prozent sehen diese aber in einem guten Zustand. Aber: 80 Prozent halten den Ausbau der Straßen für sehr wichtig und 79,9 Prozent sehen diese Forderung als erfüllt.
Treibhausgase. Zwischen 1990 und 2010 nahmen die Treibhausgas-Emissionen beim Verkehr am stärksten zu.