Klein-Reinhard zweifelte: Hatte er überhaupt Namenstag? In keinem Kalender kam er vor. Sogar in Weltspartagskalendern suchte er. Vergeblich Jahr für Jahr. Ein wenig neidisch war er fast auf all die Multipatronisierten, die Thomase und Elisabeths. Jeden Kalender füllten sie. Überall glänzten die Gloriolen ihrer Patrone. Und in der Welt, da machten sie, die Namensträger, gefühlt drei Viertel aus. Aber kein hl. Reinhard weit und breit – er selbst würde es kaum werden –, und auch ansonst alleingestellt mit seinem Namen. Nur am Friedhof, I. Reihe rechts, da gab es einen. Immer hatte er ein mulmiges Gefühl, wenn er am Grabstein seinen Namen sah. Irgendwann stolperte er beim 7. März über den hl. Abt Reinhard. Der soll sich im 12. Jahrhundert nachhaltig um die Finanzen des Klosters Reinhausen gekümmert haben. Den Glamour der heiligen Prominenz hat das zwar nicht, aber für die Erhebung zu Ehren aller Weltspartagskalender sollte es doch allemal reichen. Meinte zumindest Klein-Reinhard.
Reinhard Kren (Jahrgang 1973) arbeitet am Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz.