Erinnerung an „Papa Gruber“ im Rahmen des Linz09-Projekts „In Situ“.
Ausgabe: 2009/12, NS, Signale, Papa Gruber, Linz09, Vergangenheit, NS-Opfer
18.03.2009 - Elisabeth Leitner
Markierungen an Plätzen und Gebäuden machen die NS-Vergangenheit von Linz sichtbar. Das Linz09-Projekt „In Situ“ setzt leise Signale: Eine gesprayte Spur zeigt Schicksale von Menschen auf, die während der NS-Zeit Widerstand geleistet haben, verfolgt und ermordet wurden. Aber auch Zentren der NS- Macht – etwa der Sitz der Gestapo-Zentrale in der Langgasse – werden in das öffentliche Bewusstsein zurückgeholt. Ein Graffiti wurde nun im Rahmen eines Linz09-Projektes zurBezeichnung der NS-Opfer in der Stadt vor das Haus Volksgartenstraße 14 gesprayt. Sie erinnert an die Geschiche des Linzer Priesters Dr. Johann Gruber. Er war Direktor der bischöflichenBlindenerziehungsanstalt, wurde am 10. Mai 1938 wegen diverser Delikte angeklagt, verbrachte einige Zeit im Gefängnis in Garsten, erreichte im Herbst zunächst eine Wiederaufnahme des Verfahrens und Minderung des Strafrahmens. Sein weiterer Weg brachte ihn dennoch nach Dachau, Mauthausen und Gusen. Durch Lagerkommandant Seidler wurde er dort am Karfreitag, den 7. April 1944 nach tagelangem Martyrium ermordet. Seine geheime „Organisation Gruber“ im Lager Gusen war durch die Unachtsamkeit eines Verbindungsmanns aufgeflogen: Sie leistete Widerstand durch Hilfe zum Überleben etwa durch die „Grubersuppe“ für hungernde KZ-Häftlinge, er kümmerte sich um bessere Arbeitsbedingugen für besonders Schwache, organisierte geheime Schulen für polnische Jugendliche und übermittelte Information über das Lager Gusen an die Außenwelt. Nach seiner Verhaftung wurden vor allem die mehrfach behinderten Menschen aus der damaligen Blindenerziehungsanstalt deportiert.