Noch ist er winzig klein: der eben gepflanzte Cassiabaum im Schulhof von Kyogha. Wenn er einmal Schatten spendet, sollen die Kinder eine bessere Schule haben. Die Hälfte der Bevölkerung Ugandas ist unter 14 Jahre alt. Da ist Bildung wichtig. SEI SO FREI hilft dabei.
Ausgabe: 2017/50
12.12.2017 - Matthäus Fellinger
„92“ steht, in Kreide geschrieben, auf der Tafel. 39 Buben und 53 Mädchen. So viele sind heute da. Jeden Tag werden die aktuellen Zahlen auf die Tafel geschrieben. Eigentlich müssten es mehr sein, aber es sind nie alle da. Je größer die Kinder werden, desto öfter werden sie auf dem Feld gebraucht. Es gibt andere Klassen, da drängen sich bis zu 160 Kinder in einem einzigen Raum – auf dem Boden, für Bänke wäre kein Platz. Das ist Schule in Uganda. Es ist eines der Länder mit der jüngsten Bevölkerung weltweit. Mehr als die Hälfte der rund 40 Millionen Ugander sind jünger als 14. Da braucht es Schulen. Dringend. Denn wenn sie keine gute Ausbildung erhalten, wird Uganda keine Zukunft haben. Uganda ist ein Schwerpunktland der Entwicklungsorganisation SEI SO FREI der Katholischen Männerbewegung. Mit der Adventaktion sollen Schulen unterstützt werden. Zum Beispiel die Kyogha Primary School im Distrikt Kashese. Für diese Schule zahlt der Staat die Toilettenanlage. Und Schulbücher sind zugesagt. Die Ministerin sagt: Wir können nicht alles allein bewältigen. Es sind zu viele Kinder, zu viele Schulen. Von der gesetzlichen Schülerhöchstzahl von 55 pro Klasse ist man weit entfernt. Aber wenigstens besser soll es werden.
Das Loch in der Wand
Ein Teil dieser Schule wurde mit SEI-SO-FREI-Hilfe bereits erneuert. Dort gibt es Bänke und einen festen Boden. In den alten Klassen sitzen die größeren Kinder. Es klafft ein Loch in der Wand. Eigentlich sollte hier nicht mehr unterrichtet werden, aber es gibt keinen Ersatz. Noch nicht. Eine besser Ausstattung der Schulen, eine bessere Ausbildung für die Lehrkräfte. Das ist das Ziel. In keiner der Schulen, die im Rahmen einer Projektreise im Juni besucht wurden, gab es eine Schreibmaschine. Einen Computer schon gar nicht. Für einen Antrag muss jemand in die Stadt fahren – und das ist weit –, um ihn schreiben und ausdrucken zu lassen.
Um die Schule herum
Kyogha, der Ort. Einfache Häuser sind es. Vor vielen Hütten ein Stapel getrockneter Lehmziegel. Das Baumaterial machen sich die Leute selber. Mit dem Bau einfacher, aber energieeffizienter Öfen wird den Familien geholfen. Die traditionellen Methoden reichen nicht mehr. Der Klimawandel macht das Land trocken. Deshalb unterstützt SEI SO FREI auch Landwirtschaftsprojekte. Hier um Kyogha werden Bäume für Brennmaterial „getestet“. Die Cassiabäume scheinen sich zu bewähren. Sie wachsen gut und rasch. Im Schulhof wurden auch welche gepflanzt. Sie werden einmal Schatten spenden im staubigen Hof. Die Partnerorganisation in Uganda ist die Ripple Foundation. Auf deren Leiterin, Basaliza Florence, kann sich SEI-SO-FREI-Chef Franz Hehenberger verlassen. Sie kennt das Land. Sie kennt die Nöte. Sie versteht viel von Organisation, und sie hat politisches Fingerspitzengefühl. Das braucht man in Uganda, einem Land, in dem leider auch Korruption ein großes Problem ist. Und das wird offen angesprochen.