Bildhauer Prof. Peter Hans Dimmel ist gehörlos – und er weiß daher, wie es gehörlosen Menschen geht: Gesellschaftliche Teilhabe wird ihnen sehr schwer gemacht. Der heute 83-Jährige kämpft seit 50 Jahren wie ein Löwe um diese Teilhabe. Wie ein Kommunikationslöwe!
Kommunikation verbindet die Menschen. Wer nicht verstanden wird und nicht verstehen kann, den umgeben viele Barrieren. Ein barrierefreier Zugang für gehörlose Menschen zum gesellschaftlichen Leben ist daher das Anliegen von Prof. Peter Dimmel, der den Landesverband der Gehörlosenvereine in OÖ leitet. Teilhabe ist ein Menschenrecht, für das sich Dimmel in vielen Funktionen seit Jahrzehnten engagiert. Information und Bildung, so Dimmel, sind Teilhabe-Voraussetzungen.
Bildungs-Barrieren. Gehörlose Menschen aber haben wegen gesetzlicher und finanzieller Hürden nur erschwert Zugang zur Bildung. Das Gesetz lässt zum Beispiel nicht zu, dass gehörlose Menschen zu Altenfachbetreuer/innen ausgebildet werden. Es wäre aber wichtig, würden gehörlose alte Menschen von gehörlosen Pflegenden betreut werden. Die fehlende finanzielle Unterstützung für die Beistellung eines/einer Gebärden-Dolmetscher/in hat bisher nicht ermöglicht, dass gehörlose Menschen die Berufsreifeprüfung machen können. Aber es gibt auch positive Nachrichten: Die Sozialabteilung des Landes OÖ finanziert die Gebärden-Dolmetscher-Ausbildung – bisher drei Lehrgänge!
Verständlich werden. Das Gebärden – die Sprache der Gehörlosen – hat eine Brückenfunktion. Gebärden-Dolmetscher/innen pflegen diese Brücken und machen für Hörende die Gehörlosen und für Gehörlose die Hörenden verstehbar. Dimmel kann auch mit seiner Kunst dolmetschen. Mit künstlerischen Mitteln übersetzt er den Menschen Verborgenes und nicht leicht Verständliches. Vielsprachig. „Meine Kunst ist meine Sprache“, sagt Prof. Dimmel. Aber er spricht noch viele andere Sprachen. Die Sprache der Solidarität etwa, durch die er zum „Ombudsmann“ für gehörlose Menschen wurde. Die Sprache der Bibel, die ihm Impuls auch für künstlerisches Übersetzen ist. Die Sprache der Archäologie, die zu seinem Hobby geworden ist und in der er staunen und begreifen kann. Ein besonderes Anliegen ist ihm die Gebärdensprache. Er erkämpfte ihre Anerkennung als eigenständige Sprache in der Oö. Landesverfassung und in der Bundesverfassung. Unermüdlich fordert er den stärkeren Einsatz der Gebärdensprache in der Ausbildung gehörloser Menschen. „Die Sprache der Gebärde ist bildhaft und wichtig für die Begriffsbildung“, sagt – gebärdet – er und entlockt so der Vorstellung des „Zuhörenden“ viele Bilder.