In Putzleinsdorf wird schon seit Monaten geprobt: Ein ganzes Dorf ist auf den Beinen. Am 22. Juli 2017 feiert die „Leinenhändler-Saga“ Premiere. Die Pfarrgemeinde und sämtliche Vereine sind in das Open-Air-Musiktheater eingebunden, 5000 Besucher/innen werden erwartet.
Ausgabe: 2017/23
06.06.2017 - Elisabeth Leitner
Begonnen hat alles mit 38 Amerikanern auf Heimatbesuch in Putzleinsdorf. Diese wandelten im Jahr 2014 in Oberösterreich auf den Spuren ihrer Vorfahren. Als Gastgeschenk präsentierten ihnen die Putzleinsdorfer damals einen musikalischer Gruß: das Musical „Sound of Music“. Es thematisiert ursprünglich die Geschichte der Auswanderer anhand des Schicksals der Familie Trapp und wurde für Putzeinsdorf überarbeitet. Die Neufassung, in der die Geschichte des Ortes einfloss, kam bei Gästen und heimischem Publikum so gut an, dass eine neue Idee geboren wurde: ein eigenes Musical mit der Geschichte der Putzleinsdorfer Auswanderer zu schreiben. Das war die Geburtsstunde der „Leinenhändler-Saga“.
Niedergang und Aufschwung im Ort
Der Stoff musste allerdings noch gefunden werden. Ein Blick in die Pfarrarchive und Recherchen im Ort brachten interessante Persönlichkeiten und Geschichten zutage, die um das Jahr 1874 kreisen. Der Dichter und Priester Norbert Hanrieder und Josef Hofer traten in diesem Jahr ihre Ämter als Pfarrvikar bzw. Oberlehrer an. „Die beiden verhalfen dem Ort in jener Zeit, als der Leinenhandel zusammenbrach, zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung“, erzählt der ehemalige PGR-Obmann Karl Lindorfer und ergänzt: „Eine Wirkung, die bis heute spürbar ist.“ Neben Hanrieder und Hofer steht die letzte große Leinenhändler-Dynastie „Schraml“ im Mittelpunkt der Handlung. Diese wird von einer Liebesgeschichte getragen, persönliche Schicksale werden dadurch greifbar, Geschichte wird konkret. „Alle 35 Einzelrollen im Stück sind historisch belegbar“, sagt Regisseur Norbert Huber. Das Libretto ist von Johannes Huber, die Musik hat Tristan Schulze beigesteuert.
Wichtiger Beitrag zur Geschichte
Pfarrprovisor Franz Lindorfer, der heuer sein 25-Jahr-Priesterjubiläum feiert (siehe Seite 30), hat eine kleine Statistenrolle im Stück. Er ist überzeugt, dass die Leinenhändler-Saga eine großartige Aufführung wird. „Alle sind sehr gefordert. Das ist viel Arbeit für alle Beteiligten. Es werden viele Leute nach Putzleinsdorf fahren, die sonst nicht kommen würden.“ Für ihn ist es „ein wichtiger Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Geschichte unseres Landes“. Zur Welturaufführung des Musicals und den insgesamt zehn Terminen werden an die 5000 Besucher/innen erwartet. Das Pfarrheim Vitum und der Pfarrplatz sind in der Probenzeit und später bei der Aufführung zentrale Orte des Geschehens.
Wien und Putzleinsdorf
130 Menschen sind auf der Bühne, 100 arbeiten hinter den Kulissen. Prominente Mitwirkende sind die in Wien arbeitende Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek und gebürtig aus Putzleinsdorf, sowie der ehemalige Wiener Philharmoniker Clemens Hellsberg. Er wird als Konzertmeister im „NordwaldKammerorchester“ fungieren. Das Orchester steht unter der Leitung von Thomas Eckerstorfer. Kirchenchorleiter Norbert Huber gründete 2004 das Orchester, bei dem viele Musiker/innen aus der Region mitspielen. Das Putzleinsdorfer Musikprojekt erhielt im März 2017 den Rudolf-Kirchschläger-Preis. Ausgezeichnet werden damit Projekte, die „innovativ, wagemutig, jung, neu und regional sind und Kontakte nach außen pflegen“. All diese Kriterien erfülle das Nordwald-Kammerorchester zu 100 Prozent, so die Worte der Jury. Drei Jahre Vorlaufzeit hat das Projekt gebraucht. Jetzt heißt es noch proben, proben, proben, damit am 22. Juli der Vorhang aufgehen kann für die Premiere der „Leinenhändler-Saga.“
Termine: 22. Juli 2017 (Premiere), 26. bis 29. 7., 2. bis 5. 8., jeweils um 20 Uhr, 30. 7., 18 Uhr. Karten bei allen Raiffeisenbanken sowie auf: www.leinenhändlersaga.at