Der Priestermangel verschärft sich. In dieser Lage wird die Kooperation der Gemeinden intensiviert. Komplette Zusammenlegungen sind weiterhin tabu. Der Linzer Pfarrer Franz Zeiger gibt jedoch zu bedenken, dass sich das System nicht bis in alle Ewigkeiten aufrechterhalten lässt.
Drei Pfarren, ein Priester, ein gemeinsamer Name. „Dreispallermichl“ ist der programmatische Titel der Zusammenarbeit von LinzHeiligste Dreifaltigkeit (Stadtteil Linz-Oed), Linz-Spallerhof (St. Peter) sowie Linz-Bindermichl (St. Michael). Bei Pfarrveranstaltungen, Firmungen und Erstkommunion macht man gemeinsame Sache. Drei Mal im Jahr gibt es eine einzige gemeinsame Messe für das Gemeinde-Trio, das sich mit Franz Zeiger einen Priester „teilt“. Zudem wird die Verwaltung in manchen Bereichen verschränkt. So kümmert sich Oeds Pfarrassistent Franz Pamminger um die Finanzen des Pfarrkindergartens seiner Nachbargemeinde am Bindermichl. „Die Pfarrgrenzen fließen“, sagt Pamminger. Das Positive daran: Das Bündeln von Ressourcen setze wieder mehr Energien frei, schaffe neue Möglichkeiten. Zudem stoße die Kooperation auf großes Verständnis bei den meisten Gläubigen. „Die Menschen sind mobiler als angenommen.“
Sehr dichtes Pfarrnetz
„Dreispallermichl“ ist kein Konzept für eine Großpfarre, wie die Verantwortlichen sagen. Helmut Eder, Dekanatsassistent der Region Linz, bekräftigt, dass die 28 Linzer Pfarren eigenständig bleiben sollen. Zusammenlegungen in dem Sinne, dass eine Pfarre von einer anderen geschluckt wird, seien nach wie vor tabu. Im Bereich des Möglichen ist laut Helmut Eder, dass Gemeinden den Weg der Fusionierung gehen. Dieses Konzept sieht vor, dass die Pfarren nur auf Verwaltungsebene eine Einheit bilden. Pastoral bleiben die Gemeinden eigenständig. Konkret hieße das zum Beispiel, dass es eine Finanzplanung für mehrere Pfarren geben würde. Jede Gemeinde hat aber zumindest einen eigenen Sonntags-(Wort-)Gottesdienst. Fusionierungen solle es jedoch nur geben, wenn es die jeweiligen Pfarrgemeinderäte (PGR) von sich aus anstreben, betont Eder. Sie werden nicht von „oben herab“ angeordnet. „Dreispallermichl“-Pfarrer Franz Zeiger gibt jedoch zu bedenken, dass das Pfarrnetz in der Stadt Linz sehr dicht ist und gleichzeitig immer weniger Leute in die Kirche kommen. Damit, dass einige Priester den Antritt des Ruhestand nach hinten verlegen, werde das Problem der Gemeinden nur verzögert, meint Zeiger. „Das System lässt sich nicht bis in alle Ewigkeiten aufrechterhalten“, sagt er.
Umzug der Pfarre?
Keine Ewigkeit dauert es jedenfalls, bis in der Pfarre Linz-St. Matthias eine größere Zukunftsentscheidung ansteht. Mit Ende 2016 läuft der Mietvertrag mit dem Kapuzinerorden über das Pfarrareal von St. Matthias aus. Bereits vor einem Jahr wurden ein paar der Pfarrräume an den Vermieter zurückgegeben. Derzeit wird eine tragfähige Lösung gesucht. Wie es in zwei Jahren weitergeht, ist noch völlig offen. Eine mögliche Variante sieht vor, die Martinskirche am Schlossberg aufzuwerten, die alte Pfarrkirche aufzugeben. Vorteil wäre, dass die Martinskirche im Zentrum des Pfarrgebiets gelegen ist, kleiner ist und so für die Feiergemeinde besser passen würde. „Nix ist fix“, gibt sich Pfarrer Manfred Wageneder vorsichtig. Möglich, dass alles so bleibt wie gehabt. Kein Zweifel besteht dagegen, dass Linz-St.Matthias den Weg der engen Kooperation mit der Stadtpfarre Linz geht. Pfarrgemeinderat und die Fachausschüsse der beiden Pfarren halten ihre Sitzungen immer pfarrübergreifend gemeinsam ab. „Die Eigenständigkeit der Pfarren steht aber außer Frage“, betont Manfred Wageneder, der für beide Gemeinden zuständig ist.
Länger arbeiten für Priester
Etwas entschärft wird der Priestermangel, indem einige Geistliche deutlich über das eigentliche Pensionsalter hinaus wirken. Das ist etwa in den Pfarren Linz-St. Margarethen. Linz-St. Leopold, Linz-Don Bosco und Linz-St. Severin so. Hier sind die jeweils zuständigen Priester 75 Jahre oder älter.
In dieser Situation kommt dem Einsatz der haupt- und ehrenamtlichen Laien große Bedeutung zu. Allein in Linz-Oed gibt es zum Beispiel acht Wortgottesdienst-Leiter/innen.
Die Zeit drängt, um neue Wege in der Pfarrseelsorge zu gehen, betont Propst Johannes Holzinger. Eines will er sicher nicht mehr machen: 75-jährigen Priestern statt der Pensionierung weitere Pfarren zuteilen. Mehr...