Das Titelbild dieser Ausgabe der KiZ stellt die „Krönung Mariens“ dar und ist in der Pfarrkirche Vöcklabruck zu sehen. Geschaffen hat das Werk im Jahr 1922 der Glasmaler Prof. Josef Raukamp – ein Rheinländer, der zu einem Oberösterreicher wurde.
Ausgabe: 2016/32, Krönung Mariens, Pfarrkirche Vöcklabruck, Josef Raukamp, Marienfest,
09.08.2016 - Josef Wallner
Josef Raukamp lernte in seiner Heimatstadt Linnich das Handwerk der Glasmalerei, ehe er 1900 nach Linz kam. Dort fand er bei der „OÖ Glasmalerei Penner & Schürer“ Anstellung, wo er bald die künstlerische Leitung der Werkstätte übernahm und sie schließlich 1915 kaufte. Raukamp gilt gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm als Pionier im neuen Einsatz von Glas. Die gängige Methode seiner Zeit war das Glas farbig mit Motiven zu bemalen, die Scheiben lediglich als Bildträger zu verwenden. Die beiden Brüder kehrten zu der im Mittelalter angewandten Technik zurück: Sie setzten ihre Motive mosaikartig aus färbigen Gläsern zusammen. Sie gehörten in Österreich damit zu den ersten, die sich wieder der klassischen Methode zuwandten, erzählt Wolfgang Sachsenhofer. Er konnte an der Katholischen Privatuniversität (KU) Linz vor wenigen Wochen seine Dissertation über Leben und Werk Josef Raukamps mit der Verleihung des Doktorats abschließen. Die KirchenZeitung gratuliert und dankt ihm, dass er die Redaktion auf das Motiv zum Marienfest aufmerksam gemacht und die Abbildung zur Verfügung gestellt hat.
OÖ. Künstler vertrauen Raukamp
Auch stilistisch ist Josef Raukamp ein Neuerer, betont Sachsenhofer. Er griff in seinen Arbeiten – wenn auch mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa fünfzehn Jahren – Elemente des Jugendstils und des Expressionismus auf. Dieser „moderne Stil“ brachte ihn in den späten 1920er Jahren mit dem Linzer Bischof Johannes Maria Gföllner in Konflikt. Es bedurfte angeblich mehrerer Aussprachen, bis Raukamp wieder Aufträge bekam. Die Auseinandersetzung führte dann zu einer deutlich gemilderten Bildsprache. Als kompetenten Glaskünstler vertrauten ihm jedoch viele andere Maler wie etwa Alfred Stifter ihre Entwürfe zur Umsetzung an.
Werke in ganz Oberösterreich
Zu Raukamps bekanntesten Werken zählen Glasfenster für die Stadtpfarrkirche Vöcklabruck, für die Kapelle der Schulschwestern in Vöcklabruck, für die Kirchen in Grein, in der Stadtpfarrkirche Gmunden, in Waizenkirchen, St. Roman bei Schärding, Hörsching, Wien-Dornach sowie die Fenster der Turmkapellen im Linzer Mariendom. Von den noch erhaltenen profanen Werken sind die Fenster in der alten Zeremonienhalle des Linzer Krematoriums sowie in der ehemaligen Tabakfabrik zu nennen. Dr. Sachenhofer resümiert: Josef Raukamp ist der wichtigste Glaskünstler Oberösterreichs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1954 verkaufte Josef Raukamp seine Werkstätte an das Stift Schlierbach, wo sein Bruder Wilhelm seit 1923 als P. Petrus lebte. Bei ihm wusste er sein Werk in guten Händen – zu Recht, wie die Schlierbacher Glaswerkstätte bis heute zeigt.
Die Dissertation von Wolfgang Sachsenhofer mit dem Werkverzeichnis Raukamps findet sich in der Bibliothek der KU Linz und in der OÖ Landesbibliothek.