Mit ihrem Kunstprojekt „aufdecken“ haben vier Künstlerinnen den Fall Hypo Alpe Adria auf eine scheinbar heitere Weise aufgegriffen. Doch es geht auch um Vergebung.
Seit sieben Jahren werden Aufstieg und Fall der Kärntner Bank Hypo Alpe Adria durchleuchtet. Die Fehler, die Menschen rund um den „Fall Hypo“ gemacht haben, büßen Österreichs Steuerzahlerinnen und -zahler. Trotzdem wollen sich viele nicht mehr damit auseinandersetzen. Johanna Tschautscher tut es dennoch. Die Dokumentarfilmerin weiß, dass das verlorene Geld die Universität Wien 35 Jahre lang erhalten könnte. Oder dass die Gutachten rund um den Fall Hypo bisher 300 Millionen Euro gekostet haben. Trotzdem hat sich Johanna Tschautscher gemeinsam mit den Künstlerinnen Andrea Ettinger, Dominika Meindl und Gabriela Mayrhofer dem Thema auf humorvolle Art genähert.
Reden und vergeben
Das Kunstprojekt besteht aus 300 schwarzen Holztafeln. Auf der einen Seite tragen sie den Schriftzug „aufdecken“. Die jeweils andere Seite haben die Künstlerinnen per Hand mit Fakten und Kommentaren zur „Hypo“ beschrieben. Die Tafeln werden am 1. April auf dem Linzer Domplatz verdeckt aufgelegt. Dann ist das Publikum eingeladen, sich aktiv am Aufdecken zu beteiligen. „Wir möchten der Bevölkerung etwas anbieten, das man nicht hinnimmt, sondern über das man stolpert“, sagt Johanna Tschautscher: „Es geht darum, aufzudecken, sich aufzurichten, das Schweigen zu brechen.“ Sie ist auf der Suche nach Werten, die nach einem Fall dieses Ausmaßes bleiben sollten. Dazu gehören menschlich bleiben und vergeben. Denn nicht nur Menschen, sondern auch Strukturen wie der Fall Hypo Alpe Adria können tief verletzen, so empfindet es Johanna Tschautscher. Damit bezieht sie sich auf das Buch „Die Kunst des Vergebens“ der Ordensfrau Melanie Wolfers. Ein Schritt zur Vergebung, heißt es da, ist das Offenlegen von allem, was belastet. Das Kunstprojekt trägt seinen Teil – auch mit einem Augenzwinkern – dazu bei.