Adi Trawöger, Rektor des Bildungshauses Schloss Puchberg, wurde von Bischof Manfred Scheuer zum neuen Bischofsvikar für Orden, Säkularinstitute und geistliche Gemeinschaften ernannt. Er folgt Franz Haidinger nach.
Ausgabe: 2017/45
07.11.2017 - Matthäus Fellinger
Vom anderen immer größer zu denken, als er nach außen hin zeigt – das haben Sie einmal als Ihre Zielvorstellung genannt. Denken Sie auch von den Ordensgemeinschaften größer, als diese heute zeigen können?KonsR Adi Trawöger: Auf jeden Fall. Sie bringen eine spezielle Spiritualität in die Kirche herein und nehmen bestimmte Sichtweisen des Christlichen genauer in den Blick. Das Gesamte einer Diözese kommt so in unterschiedlichen Färbungen zum Tragen. Für unser Christsein und für unser pastorales Handeln ist das wichtig.
Sie sprechen die Spiritualität der Orden an. Viele Orden sind auch sozial sehr engagiert – ist das nicht ebenso wichtig? Trawöger: Spiritualität ist für mich nicht etwas Abgehobenes. Das Soziale ist Ausdruck des christlichen Lebensvollzuges. Es ist rückgebunden in die Gottesbeziehung, entscheidend ist aber, dass sich das auch nach außen hin zeigt.
Hatten Sie bisher mit Orden engere Berührungspunkte?Trawöger: Ich habe in Rom und in Innsbruck bei den Jesuiten studiert. Nachdem ich am 10. Oktober 1985 in Rom zum Priester geweiht wurde, habe ich meine Primiz am Tag darauf in Assisi gefeiert. Die franziskanische Spiritualität ist mir immer wichtig gewesen. Fast jedes Jahr bin ich eine Woche in Assisi, auch die Weiheexerzitien mit den Diakonen halten wir dort.
Warum gerade die franziskanische Spiritualität? Trawöger: An Franz von Assisi fasziniert mich die Schlichtheit, mit der er Jesus den Menschen nahebringt, sein unbedingtes Hören auf das Evangelium und die Nöte seiner Zeit mit der ganzen Kraft seines Herzens.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Bischofsvikar? Trawöger: Ich bin der Verbindungsmann des Bischofs mit den Ordensgemeinschaften, den Säkularinstituten und den geistlichen Gemeinschaften. Ich unterstütze Bischof Manfred Scheuer in allen Ordensangelegenheiten, etwa wenn Wahlen anstehen.
Das Verhältnis von neuen geistlichen Gemeinschaften, etwa der Loretto-Bewegung, mit den diözesanen Einrichtungen scheint oft nicht recht klar zu sein. Wie sehen Sie da Ihre Aufgabe? Trawöger: Damit das Zusammenwirken in der Diözese gelingen kann, braucht es einiges an Gesprächen. Auch wir seitens der Diözese müssen den richtigen Umgang mit solchen Gruppen finden. Das ist ein Entwicklungsprozess. Ich glaube, dass das im Miteinander möglich ist. Wir brauchen einander, um selber als Personen zu wachsen. Das gilt auch für die Gemeinschaften. Auch sie brauchen die anderen.
Die meisten Ordensgemeinschaften haben wenig Nachwuchs. Besorgt Sie das? Trawöger: Dort, wo das Leben nicht mehr weitergegeben wird, besteht die Gefahr des Aussterbens. Jede Gemeinschaft ist gefordert ,sich zu fragen: „Wie kann unser Charisma für Menschen heute attraktiv sein?“
Zur Person
Konsistorialrat Adi Trawöger stammt aus Oberweis, Pfarre Laakirchen. Er maturierte an der Handelsakademie in Gmunden, trat 1979 in das Linzer Priesterseminar ein und studierte dann in Rom. 1985 wurde er zum Priester geweiht.
Nach Kaplansjahren in Gunskirchen und Bad Ischl war er Spiritual und Religionslehrer am Petrinum. Anschließend machte er in Innsbruck das Doktoratsstudium, ebenso eine Zusatzausbildung in Logotherapie. Von 1996 bis 2003 war Trawöger Spiritual im Linzer Priesterseminar und Lehrbeauftragter an der Kath. Privatuniversität, ab 2001 Seelsorger in Hofkirchen an der Trattnach. Seit 2006 ist er Rektor im Bildungshaus Puchberg. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Ausbildung der Ständigen Diakone in der Diözese Linz und die geistliche Begleitung.
Amtsvorgänger Franz Haidinger war seit Mai 2012 Bischofsvikar gewesen.