Alzheimer-Demenz gab es schon früher. Da aber die Lebenserwartung in den Industrieländern immer weiter steigt, nimmt auch die Wahrscheinlichkeit zu, an Demenz zu erkranken. Man kann allerdings aktiv dagegen ankämpfen. Wie, das erklärt Demenz-Experte Elmar Kainz.
Ausgabe: 2017/23
06.06.2017 - Brigitta Hasch
„Bei uns leiden bereits 30 Prozent der 85-Jährigen an Alzheimer-Demenz. Und wir haben festgestellt, dass gefühlte Einsamkeit das größtmögliche Demenzrisiko darstellt. Menschen ohne oder mit nur wenigen sozialen Kontakten erkranken 2,5-mal so häufig an Demenz als andere“, mit diesen Fakten beschreibt der Mediziner Elmar Kainz die derzeitige Situation.
Vorbeugung reduziert das Risiko
Demenz ist nicht heilbar, da die Nervenzellen im Gehirn und ihre Verbindung untereinander unwiederbringlich zerstört sind, so Kainz. Man kann aber mit Medikamenten die Symptome mildern und die Krankheit etwas zurückdrängen. Noch wichtiger ist jedoch die Prävention. „Wer sich rechtzeitig mit einer möglichen Demenz im Alter auseinandersetzt und aktiv Schritte dagegen unternimmt, reduziert sein persönliches Risiko erheblich“, erklärt Kainz. Er unterscheidet sieben Bereiche, die relativ einfach in den Alltag einzubauen sind:
- Soziale Aktivität
- Körperliche Aktivität
- Geistige Aktivität
- Entspannung
- Schlaf
- Mediterrane Diät
- Risikoerkrankungen behandeln
Möglichst früh beginnen
Mit der Prävention kann man nicht zu früh anfangen. „Die ersten drei Maßnahmen hat schon Cicero als ganz wesentlich für ein gesundes Alter erkannt. Sie sind aber auch meist Teil des beruflichen Alltags. Erst wenn man in Pension geht, ergeben sich vielleicht bei den sozialen Kontakten oder den geistigen Aktivitäten Lücken, gegen die man unbedingt etwas unternehmen sollte“, rät der Arzt. Prinzipiell, meint er, könne man allerdings sein ganzes Leben diese sieben Präventions-Schritte im Auge behalten. Körperliche Aktivitäten etwa, so haben Studien ergeben, halbieren das Demenz-Risiko.
Viele Kombinationsmöglichkeiten
Sehr sinnvoll und zeitsparend ist es, mehrere Maßnahmen mit einer Aktivität abzudecken. Dazu hat Elmar Kainz auch gleich praktische Beispiele: „Tanzen eignet sich hervorragend. Man ist von Menschen umgeben, bewegt sich, muss sich die Tanzschritte merken und ist im besten Fall dabei entspannt und schläft danach gut. Sehr zu empfehlen ist auch Yoga in Verbindung mit Meditation und Atemübungen: Hier löst man gleich 100 verschiedene Aktivitäten aus.“ Walken mit Musik oder wandern mit Freunden sind weitere Tipps zur Demenz-Prävention.
Ruhe und Ernährung
Stress setzt die Hirnaktivitäten herunter, denn er bedeutete für den Menschen ursprünglich, rasch vor einer Gefahr, etwa einem wilden Tier, flüchten zu müssen. Alle Körperenergie wanderte also in die Beine. Entspannt man sich hingegen, wird auch das Gehirn gut durchblutet und versorgt. Ausreichender Schlaf sorgt zudem dafür, dass die Erlebnisse des Tages abgespeichert werden können. „Dieses physikalische Abspeichern des Erlebten macht unser Gedächtnis aus. Guter und ausreichender Schlaf stärkt also die Nervenzellen im Gehirn“, erklärt Kainz. Gesunde Ernährung mit Obst, Gemüse und ausreichend ungesättigten Fettsäuren sowie die Vermeidung und Behandlung von Risikoerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes vervollständigen schließlich das Präventions-Programm.
SelbA-Jahrestagung, Freitag, 9. Juni 2017, 8.30 bis 16.30 Uhr, Bildungshaus Schloß Puchberg, mit Tagungsreferent Prim. Dr. Elmar Kainz: Sieben Schritte weg von der Demenz.