KOMMENTAR_
Papst Franziskus hat schon vor Jahren gefordert: „Macht mutige Vorschläge!“ Mir ist aus Österreich kein einziger mutiger Vorschlag bekannt. Wie wäre es damit: Die kath. Kirche soll:
1. die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vom 10. 12. 1948, bestehend aus 30 Artikeln (beschlossen von den Vereinten Nationen), endlich auch akzeptieren und anerkennen;
2. gleichzeitig alle Passagen des Kirchenrechts, die dieser Erklärung widersprechen, eliminieren;
3. die Gleichberechtigung (So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, als Gottes Ebenbild schuf er sie und schuf sie als Mann und als Frau) in allen Bereichen anwenden;
4. die Aufforderung Jesu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Wirklichkeit werden lassen, indem in allen Pfarren mit Priestermangel würdige Christinnen und Christen vom Bischof dazu befugt werden;
5. alle bekannt werdenden Missbrauchsvorkommnisse sofort an die ordentlichen Gerichte weiterzuleiten.
Mir ist klar, dass sich keiner dieser 5 Punkte noch im Jahr 2022 verwirklichen lässt. Aber wie wäre es mit Punkt 5 als einem ersten Schritt?
Gottfried Ilming, Linz
Zu „Christ zu werden ist schwer“ in Ausgabe Nr. 6:
Eugen Drewermann war im gesamten deutschen Sprachraum immer präsent – nicht aber in den kirchlichen österreichischen Bildungshäusern! Von dort wurde er vor vielen Jahren von den österr. Bischöfen einhellig verbannt und seine Vortragstätigkeit untersagt. Gottlob ist nun ein Umdenken feststellbar – obwohl die Bischöfe sich nach wie vor sehr schwer tun, die Zeichen der Zeit anzuerkennen. Sie schweigen! Verhalten sich still! Ich frage mich: Warum? Die „Kirche von oben“ arbeitet seit Jahrzehnten daran, sich selbst abzuschaffen, doch die Sache Jesu ist Gott sei Dank noch vielen eine Herzensangelegenheit. Die deutschen Bischöfe bräuchten dringend auf ihrer Wegsuche des synodalen Prozesses die Unterstützung der österr. Kollegen. Wie soll in dieser krisengeschüttelten Zeit mit den Skandalen die frohe Botschaft des Evangeliums sichtbar und erlebbar werden?
Johanna Schörgenhumer, Linz
Zu „Vertrauen in die Arbeit der Ehrenamtlichen“ in Nr. 5:
(...) Linz war da bisher eine kleine, fast subversive Ausnahme mit den an die Katholische Aktion (KA) delegierten Bereichen im Pastoralamt. Auch wenn die „Diözesanen Dienste“ schon großteils Laien an der Spitze haben, so sind diese doch Organe des Bischofs. Die „Delegation“ wesentlicher Seelsorgsbereiche an die KA geschah zwar auch einst vom Bischof aus, da die Präsident/innen der KA aber von den Mitgliedern gewählte Ehrenamtliche sind, sind sie nicht einfach Weisungsgebundene des Bischofs. Das hat nicht unwesentlich auch zur fortschrittlichen Linie unserer Diözese beigetragen. Mich macht daher folgender Satz (über die Strukturreform) recht stutzig: „Bisher waren verschiedene thematische Bereiche der Seelsorge an die Katholische Aktion delegiert (Kinder- und Jugend, Frauen, Männer etc.). Nun werden sie direkt von der Diözese wahrgenommen, da die KA als Vertreterin der Laiinnen und Laien ansonsten in einen Weisungszusammenhang mit der Leitungskonferenz gerät.“ Ich finde daher, dass alle fortschrittlichen Kräfte in den Pfarren und sonstigen pastoralen Feldern gerade jetzt einen festen Zusammenhalt mit der KA knüpfen sollten. Es geht hier nicht um synodales Mitberaten-Dürfen (wie letztlich auch im PGR), sondern tatsächlich um die Erhaltung einer erreichten Machtbalance zwischen Kirchenvolk und Kirchenleitung. Natürlich muss sich das Kirchenvolk auch seiner demokratischen Verantwortung bewusst sein und diese pflegen.
Ludwig Ecker, Mitglied der kmb und des Forum St. Severin, üer E-Mail
Zum Sonntagskommentar in Nr. 5:
Für Paulus ist eines klar, Frauen sind den Männern untertan. Siehe 1. Tim 2, 11 f. (...). So gesehen wundere ich mich über Dr. Stiksels Aussage, wenn er nach Aufzählung jener Männer, denen der Auferstandene begegnet ist, schreibt: „Dazu gehören selbstverständlich auch Frauen, die in den Pluralwörtern ‚Brüder‘ und ‚Apostel‘ mit einbezogen sind.“ Wenn Paulus sie wirklich „einbezogen“ wissen wollte, hätte er das mit „Schwestern“ explizit getan. (Es liegt mir aber fern, die Bibel insgesamt als „frauenfeindlich“ hinzustellen. Jesus etwa geht sehr respektvoll mit Frauen um, nicht nur mit der Samariterin am Brunnen.) Doch Paulus‘ Vorbehalte gegen Frauen (in Führungspositionen) erweisen sich auch heute noch als sehr effektvoll, speziell auch im Vatikan. Daher wird‘s wohl nicht so schnell gehen mit weiblich besetzten Ämtern in der „Männerkirche“, sprich: Frauenordinierung.
Franz Pichler, Perg
Bei der Synodalversammlung in Frankfurt/Main, Anfang Feber 2022, verwies der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer darauf, dass man bei der Beurteilung der Kindermissbrauchsfälle durch die römisch-katholische Kirche in den zurückliegenden Jahrzehnten berücksichtigen muss, dass in den 1970er- und 1980er-Jahren in der r. k. Kirche davon ausgegangen wurde, dass für die betroffenen Kinder und Jugendlichen die Vernehmungen wesentlich schlimmer seien, als die im Grunde „harmlosen Missbrauchsfälle“. Ich denke, man hat in der römisch-katholischen Kirche bei dieser Beurteilung Vernehmungsmethoden im Auge gehabt, wie sie bei Hexen- und Häretikerprozessen angewendet wurden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Leonardo da Vinci schon im 15./16. Jahrhundert gesagt hat: „Wer das Böse nicht bestraft, befiehlt, dass es getan werde“.
Gottfried Stögner, Thalheim
Hat der emeritierte Papst Benedikt bei seinen Beichten sein jetzt bekanntes Verhalten immer wieder verschwiegen? Dann sind seine Beichten und die Sündenvergebung hinfällig! Ist ein Papst in seinen Entscheidungen „unfehlbar“ – was Normalsterblichen nicht zugestanden wird –, dann möge das schleunigst überdacht werden! Die Kirche möge endlich im 21. Jhdt. ankommen!
Karl Glaser, St. Peter/Hart
Einerseits ist jedes Kind, dem von einem Kleriker durch Missbrauch schwerster seelischer Schaden zugefügt wurde, ein Kind zu viel. Und Bischöfe, die dies ungeahndet ließen, sind nicht aus ihrer Verantwortung zu entlassen. Andererseits hat der durch das Münchner Gutachten ausgelöste Medienhype dazu geführt, dass man den Eindruck bekommt, die kath. Priester seien eine Horde von Kinderschändern. Der weitaus überwiegende Teil der Priester verrichtet aber täglich, oft unter widrigen Umständen und – bedingt durch den Priestermangel – ständiger Mehrbelastung, wertvolle Tätigkeiten für die Kirche und die menschliche Gemeinschaft. Sie fördern – oft in mehreren Pfarren gleichzeitig – die Jugendarbeit in diesen Pfarren, kümmern sich um Arme und Einsame, spenden die Sakramente ... Dass also der Großteil der Priester permanent Hervorragendes leistet, tritt im derzeitigen Ausleuchten der negativen Fälle bedauerlicherweise völlig in den Hintergrund. Leider!
Dr. Anton Schwarz, Wien
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