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Welche Pläne haben Sie als Mitherausgeberin mit dem Magazin, das unter der Federführung von Günter Rombold seit 1971 als ökumenische Zeitschrift im deutschen Sprachraum erscheint?
Ilaria Hoppe: Zuerst werde ich mich einarbeiten müssen. Es wird eine Übergangsphase geben, die von der bisherigen Herausgeberin für die katholische Seite, meiner Kollegin an der KU Linz Professorin Monika Leisch-Kiesl, begleitet wird. Sie hat das Magazin ja auch sehr geprägt. Daher ist es mir wichtig, ihre Anliegen hinsichtlich der Qualität und der Vielfalt der Autor/innen weiterzuführen. Hier liegt mir der interkulturelle und interkonfessionelle Dialog sehr am Herzen, genauso wie die Themen, die meine Forschung leiten, insbesondere zur Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie der Alltagsästhetik. Darüber hinaus ist es eine tolle Möglichkeit, Menschen für Kunst zu begeistern. Gemeinsam mit dem Verlag möchte ich dafür neue Wege in Werbung und Kommunikation gehen.
Zu Kunst und Kirche allgemein: Wie sehen Sie das Verhältnis heute?
Hoppe: Kunst und Kirche sind nicht nur in der christlichen Kultur auf das Engste miteinander verbunden. Viele bemerken vielleicht gar nicht, dass jede Einzelheit eines Kirchenraums und dieser selbst Ergebnis eines künstlerischen oder kreativen Prozesses ist. Diese auch sehr erfolgreiche Symbiose wird heutzutage gerne auf außerkirchliche Räume übertragen; außerdem ist die Beziehung zwischen zeitgenössischer Kunst und Religion insgesamt wieder viel enger geworden. Ich würde sagen, dass beide kostbar sind – oder systemrelevant – für gesellschaftliche Bedürfnisse jenseits ökonomischer Zwänge.
In Zeiten von Corona ist Sparen verstärkt Thema. Was sagen Sie dazu, wenn es heißen sollte, dass man sich künstlerische Neugestaltungen zum Beispiel in Kirchen jetzt nicht mehr leisten könne?
Hoppe: Ich halte das für einen Widerspruch in sich. Diese Diskussionen sind auch nicht neu. Einerseits müssen Diözesen wirtschaftlich arbeiten, da sie sonst viele wertvolle Dienstleistungen nicht mehr anbieten könnten, andererseits sind die Künste zentrale Medien ihrer Kommunikation, schaffen selbst Arbeit und stellen immer wieder aktuelle Bezüge zum Glauben her. Aber auch hier gilt es, auf den Dialog zu setzen: Vielleicht müssen kostspielige Projekte tatsächlich erstmal verschoben werden, umso wichtiger ist aber die Pflege und Vermittlung der vorhandenen Kunst- und Kulturgüter sowie über alternative Konzepte nachzudenken, wie niedrigschwellige Formen künstlerischer Praxis, die auf Partizipation und Gemeinschaft setzen.
Was ist die Qualität dieses Magazin?
Hoppe: Das neue Layout zieht einen mit beeindruckenden Fotografien in den Bann. Die Themenwahl ist aktuell und wird von vielen interessanten Autor/innen gestaltet, nicht nur aus der Theorie, sondern auch der Praxis. Sie führen einen immer über den berühmten eigenen ‚Tellerrand‘ hinaus. Dabei gelingt es abwechslungsreiche Themen, nicht nur einem Fachpublikum zugänglich zu machen, sondern einen wesentlich breiteren Dialog mit der Gesellschaft zu eröffnen.
Wann haben Sie selbst das Magazin „kunst & kirche“ das erste Mal kennengelernt?
Ilaria Hoppe: Die Zeitschrift „kunst und kirche“ kannte ich seit längerer Zeit eher aus dem Bereich der Forschung. Näher in Berührung kam ich damit als eine Kollegin einen Beitrag für das Themenheft zu Mode und Kleidung verfasst hat. Dabei wurde das Thema äußerst vielfältig behandelt und griff auch kontroverse Themen auf, wie das Verhältnis zwischen Christen- und Judentum im Holocaust. – Besonders spannend fand ich den Blick auf die Wechselwirkungen: Also nicht nur zu schauen, wie Kunst in der Kirche wirkt, sondern auch wie Künstler/innen sich immer wieder durch Religion und Spiritualität zu neuen Arbeiten inspirieren lassen.
Zur Person
Seit 2016 leitet Ilaria Hoppe das Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien an der Katholischen Privat-Universität Linz. Zuvor war sie an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. Ihr Studium der Kunstgeschichte, Italianistik und Philosophie hat sie in Düsseldorf und an der TU Berlin absolviert. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen urbane Kunst und Kultur, Frauen- und Geschlechterforschung sowie die Kunst der Frühen Neuzeit.
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