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Es gab eine Zeit – für mich waren es meine ersten Lebensjahrzehnte –, in der die christliche Festkultur noch prägend für einen Großteil unserer oberösterreichischen Gesellschaft war. Eine Opern-Premiere im Landestheater wie heuer auf den Karsamstag zu legen, wäre wohl von einer großen Zahl der Abonnent:innen als unpassend, vielleicht sogar pietätlos empfunden worden.
Heute fällt dies kaum mehr auf. Der überwiegende Teil unserer Gesellschaft bringt den Bereich der persönlichen Spiritualität mit der Pflege einer großen, kirchlichen Gemeinschaft nicht mehr in Verbindung. Meine persönliche Nähe zur katholischen Kirche blieb in den vergangenen Jahrzehnten trotz aller Skandale aufrecht, weil ich in dieser Gemeinschaft die Möglichkeit sehe, dass hunderte Menschen einander zweckfrei begegnen können – ohne also etwas kaufen, verkaufen oder jemanden besiegen zu wollen – und ohne für eine Eintrittskarte zahlen zu müssen.
Diese Begegnungen in großer, freier, nachdenklicher Gemeinschaft bedeuten mir viel – besonders der Friedensgruß. Die Schwingung, die von diesen regelmäßig zusammenkommenden Hundertschaften ausgeht, halte ich für das Gelingen unserer Gesellschaft als Ganzes für „systemrelevant“.
Freilich sehe ich, dass wir diese Gemeinschaft zu verlieren drohen.
Als Musiker weiß ich: Auch die Wirkung einer gelungenen „Meistersinger“-Premiere hat für unsere Gesellschaft durchaus ihre Relevanz.
Da ich aber die Osternacht feiern möchte, gibt es eine terminliche Überschneidung. Schade!
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