„Ist ja nur eine Alterserscheinung“, winkt einer ab – und man merkt: Er freut sich doch. Eine Auszeichnung, ein Ehrenzeichen oder einen Berufstitel verliehen zu bekommen, ist etwas zwar nicht exklusiv, aber doch typisch Österreichisches. 21 verschiedene Berufstitel werden in Österreich vom Bundespräsidenten bzw. in dessen Auftrag von Ministerinnen und Ministern oder Landeshauptleuten verliehen, von Hof- oder Schulrat bis hin zur Kammerschauspielerin.
Johann Wolfgang von Goethe war wohl der namhafteste unter den Hofräten. Den Titel bekam er für seine naturwissenschaftlichen Leistungen. Ein „wirklicher“ Hofrat war er, denn sein Rat war gefragt. In Österreich haben sich viele Titel als Ehrentitel über die Monarchie in die Gegenwart herübergerettet. Kaiser Franz Joseph wollte die Staatskassen schonen und ließ verdienten Lehrpersonen lieber einen Titel statt Prämien zuwenden. Mit einem Professorentitel war so mancher Gymnasiallehrer auch zufrieden. So gibt es heute besonders im Schulwesen viele Titel, von der Schulrätin, dem Studienrat über die Oberstudienrätin bis hin zu Professorin und Professor.
Bei den Ehrenzeichen des Landes und des Bundes glänzt Silber oft mehr als Gold. So ist das Silberne Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich höherrangig als das Goldene Verdienstzeichen. Das seit 1982 geltende Gesetz sieht sieben Ordensstufen vor: Die höchste ist das „Große Goldene Ehrenzeichen“, die Verdienstmedaille ist die niedrigste Landesauszeichnung (siehe Spalte rechts). Noch „feingliedriger“ ist die Auszeichnungsordnung des Bundes. Sie sieht gleich 15 Stufen vor. Die höchste Auszeichnung Österreichs ist der „Groß-Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“. Die weitere Rangordnung ist ähnlich der des Landes. In den internationalen Ordens-Rangordnungen orientierte man sich an der französischen Ehrenlegion.
Landes-Ehrenzeichen werden auf Beschluss der Landesregierung an Personen verliehen, die sich Verdienste um das Ansehen Oberösterreichs oder das Wohl seiner Bevölkerung erworben haben. Nur die Person selbst darf das Ehrenzeichen tragen. Missbräuchliche Verwendung oder Herabwürdigung kann mit einer Geldstrafe von bis zu 360 Euro geahndet werden.
Für Landeshauptmann Thomas Stelzer sind die Verleihungsfeiern wohl die angenehmeren Termine im Kalender. Im Jahr 2018 hat er 114 Landesauszeichnungen verliehen, dazu stellvertretend für den Bundespräsidenten 89 Bundesauszeichnungen sowie zehn Berufstitel. Heuer gab es schon 105 Landesauszeichnungen, 61 Bundesauszeichnungen und 35 Berufstitelverleihungen. Dazu kommen Rettungs-Dienstmedaillen, Kulturauszeichnungen, Sportehrenzeichen und die Humanitätsmedaille, für die andere Abteilungen zuständig sind.
Von den Ehrenzeichen unterscheiden sich die vom Bundespräsidenten verliehenen Berufstitel. Rund 2.000 solche Titel werden pro Jahr in Österreich verliehen. Gewöhnlich muss jemand 50 Jahre alt sein, Ausnahme: Professorentitel. Hauptvoraussetzung: Es muss sich um eine herausragende Vertreterin oder einen herausragenden Vertreter des Berufes handeln. Man kann weder sich selbst noch nahe Verwandte vorschlagen, und es muss nachweisbare Leistungen geben. Veterinärrätin oder Baurat, Bergrat oder Obermedizinalrätin sind solche berufsspezifische Auszeichnungen aus der reichhaltigen Titelkiste des Staates.
Passen Titel in unsere Zeit? Darüber wird seit vielen Jahren diskutiert. Aber wie bei Verleihungsfeiern von den Landeshauptleuten immer wieder betont wurde: Es gehe um ein Klima und um eine Kultur der Dankbarkeit. Es soll nicht unbemerkt bleiben, wenn sich jemand beruflich oder ehrenamtlich für eine Sache einsetzt.
Das empfand man auch in der katholischen Kirche. Ehrentitel gab es vorwiegend für den Klerus, nicht aber für Laien. Der Bischof ernennt „Geistliche Räte“, „Konsistorialräte“ oder „Ehrendomherren“. Die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erlegte sich mehr Nüchternheit auf, indem zum Beispiel in der Diözesansynode (1970 – 1972) vorgeschlagen wurde, den Bischof nicht mehr mit „Exzellenz“, sondern einfach mit „Herr Bischof“ anzusprechen.
Neben den bischöflichen Ehrentiteln gibt es auch die päpstlichen: Ein „Päpstlicher Ehrenkaplan“, sprich „Monsignore“, darf die schwarze Soutane mit violetter Paspelierung und violetten Knöpfen tragen. Auf höherer Stufe folgt – bzw. folgte – der „Päpstliche Ehrenprälat“, auch „Prälat Seiner Heiligkeit“ genannt. Auch ihn zierte die Farbe Violett. Papst Franziskus hat allerdings 2014 die Vergabe des Prälatentitels abgeschafft, auch der Monsignore-Titel wird nur noch selten verliehen. Doch auch Ehrenzeichen und Orden werden im Auftrag des Papstes verliehen, etwa das Ehrenzeichen „Pro Ecclesia et Pontifice“ („Für Kirche und Papst“) oder der „Silvesterorden“.
Die Anzahl der Laien in kirchlichen Berufen und Aufgaben ist stark angestiegen. Wie würdigt man ihre Verdienste? Die Diözese Linz hat die Künstlerin Ulrike Neumaier beauftragt, eine Florian- und eine Severinmedaille zu gestalten. Seit 2009 werden diese Ehrenzeichen nun jährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich besonders anerkennenswerte Verdienste im pastoralen, sozialen, kulturellen oder gesellschaftspolitischen Bereich für die Diözese (Florian) oder im regionalen Bereich (Severin) erworben haben. 34 Mal wurde so mit der Florianmedaille, 190 Mal mit der Severinmedaille Dank gesagt.
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