Wort zum Sonntag
Die Bibel spricht immer wieder die Erfahrung an, dass sich ein vermeintlich menschlicher Wegbegleiter schlussendlich als Engel, den Gott geschickt hat, herausstellt. So gibt es im Buch Tobit die Geschichte vom jungen Tobias, der in ein fernes Land zieht, um für seinen kranken Vater Hilfe zu holen. Da trifft er auf dem Marktplatz einen jungen Mann, der bereit ist, mit ihm zu gehen, und auch der Hund dieses jungen Mannes geht mit. Gemeinsam bestehen sie Gefahren, und am Schluss stellt sich heraus, dass dieser Wegbegleiter der Engel Raphael war.
Engel in der Bibel sagen uns, dass man Menschliches und Göttliches nicht immer trennen kann. Es tut gut, einmal nachzudenken, wer denn in meinem eigenen Leben solche Wegbegleiter:innen sind, die mir Gott geschickt hat. Das sind Eltern, Freund:innen oder Menschen, die mir im richtigen Augenblick begegnet sind, oder auch Menschen, die mir Grenzen aufzeigen.
Die Wege der Menschen gehen nicht immer in die richtige Richtung. Oft genug sind wir in Gefahr, vom Weg des Guten abzukommen. Es gibt auch die destruktiven, bösen Mächte.
Darum hat der Mensch so etwas wie einen inneren Kompass eingebaut. Es ist die Stimme des Gewissens, die uns sagt, was gut oder falsch ist. Wir spüren instinktiv, was dem Leben dient oder es beeinträchtigt. Die innere Stimme, die uns zum Guten ermahnt, warnt und ermutigt, könnten wir mit unserem Schutzengel in Zusammenhang bringen. Es ist wie beim Engel, den Gott dem Volk Israel mit auf den Weg gegeben hat, damit es in das Gelobte Land kommt: „Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. Achte auf ihn und hör auf seine Stimme! Widersetz dich ihm nicht!“ (Exodus 23, 20f.)
Engel sind wie eine Brücke zwischen Gott und Mensch. In Psalm 138 heißt es: „Vor den Engeln will ich dir singen und spielen.“ Der heilige Benedikt von Nursia zitiert im Kapitel 19 seiner Klosterregel diesen Vers und folgt daraus: „Beachten wir also, wie wir vor dem Angesicht Gottes und seiner Engel sein müssen, und stehen wir so beim Psalmensingen, dass Herz und Stimme in Einklang sind.“ Romano Guardini sagt über die Engel: „Hier sind Geschöpfe, die nichts sind als Anbetung, nichts können als Anbetung – doch damit können sie das Eine und das Alles.“
Für unsere neue Schutzengelkapelle in der Stiftskirche Wilhering hat der Salzburger Künstler Gerold Tusch ein großes Flügelpaar geschaffen, das auch für eine Brücke zwischen den Menschen plädiert.
So hieß es in einer Rede bei der Einweihung der Kapelle am 14. Mai 2023: „Die Flügel stehen symbolisch für den Schutzengel, der uns begleitet und Flügel verleihen kann, wenn das Gehen schwer wird. Aber die Flügel stehen auch dafür, dass wir unseren Mitmenschen helfend, tröstend und schützend zur Seite stehen können. Für dieses empathische Miteinander sollen uns Flügel wachsen.“
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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